: Schwere Kämpfe in Nordbosnien
■ UN-Bemühungen um Stabilisierung des Waffenstillstandes
Sarajevo/Zagreb/Brügge (dpa) Angesichts neuer Kämpfe in Bosnien hat sich der Kommandeur der UNO-Friedenstruppen gestern mit Vertretern der verfeindeten Seiten getroffen, um über die Festigung des seit Donnerstag offiziell gültigen Waffenstillstands zu verhandeln. Der französische General Morillon wollte bei seinen Gesprächen mit Vertretern des serbischen, kroatischen und bosnischen Militärs in Sarajevo vor allem eine Aufstockung des Kontingents von militärischen Beobachtern der UNO in den „heißesten“ Krisengebieten erreichen.
Unterdessen tobten in verschiedenen Teilen Bosniens erbitterte Gefechte. Serbische Truppen griffen nach Angaben des bosnischen Rundfunks erneut die nordbosnischen Städte Brčko und Gradačac an, um einen Nachschubkorridor von den besetzten Gebieten in die Republik Serbien zu sichern. Auch die Stadt Tesanj sei unter Artilleriefeuer genommen worden. Der Sender sprach von einer „sehr hohen Zahl“ von Toten und Verwundeten unter der Zivilbevölkerung. Das von Serbien beherrschte Rest- Jugoslawien will offenbar trotz der von dem UN-Beauftragten für Jugoslawien, Cyrus Vance, am Sonntag angedrohten Verschärfung der UNO-Sanktionen nicht nachgeben.
Die kroatische Stadt Karlovac meldete die Überfüllung aller Auffanglager für bosnische Flüchtlinge. In der Stadt seien offiziell 11.200 Flüchtlinge aus Bosnien registriert. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) appellierte gestern erneut an den Westen, diese vor allem aus serbischen Internierungslagern stammenden Menschen vorübergehend aufzunehmen. In Kroatien halten sich nach offiziellen Angaben derzeit rund 650.000 Flüchtlinge und Vertriebene aus den Kriegsgebieten auf.
Der Krieg in Ex-Jugoslawien und die Sicherheitspolitik in Mittel- und Osteuropa sind Thema einer Sitzung der Nordatlantischen Versammlung, die gestern im belgischen Brügge begonnen hat. In einer den teilnehmenden 250 Parlamentariern vorgelegten Studie über den jugoslawischen Bürgerkrieg wird der Europäischen Gemeinschaft vorgeworfen, in den ersten Monaten des Konflikts die Serben durch ihre zögerliche Politik möglicherweise zu ihrem Vorgehen ermutigt zu haben.
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