: „Schwere Fehler“ in Kasachstan
■ KPdSU–Jugendorganisation verhängt schwere Strafen gegen Teilnehmer an Dezember–Unruhen von Alma Ata / Rügen für „Komsomol“–Funktionäre wegen „ernster Versäumnisse“
Moskau (afp) - Die sowjetische Jugendorganisation der KPdSU, „Komsomol“, hat massive Strafen gegen die Teilnehmer an den blutigen nationalistischen Unruhen vom letzten Dezember in Alma Ata, der Hauptstadt der mittelasiatischen Sowjetrepublik Kasachstan, verhängt. Wie die Parteizeitung Komsomolskaya Prawda am Samstag in Moskau berichtete, beschloß das Exekutivorgan der kasachischen Komsomolzen auf einer Sitzung, 787 Personen aus der Jugendorganisation auszuschließen, 1.138 weitere zu bestrafen und 271 aus den Schulen der Republik auszu schließen. Nach Angaben der Zeitung hatten alle Betroffenen an den Unruhen vom 17. und 18. Dezember 1986 teilgenommen, die durch die Berufung des Russen Gennadi Kolbin ausgelöst worden waren. Kolbin hatte den altgedienten Ersten Sekretär Kasachstans, Dinmoukhamed Kunajew, ersetzt. Gleichzeitig rügte die Jugendorganisation neben dem Ersten Komsomol–Sekretär vier weitere Funktionäre wegen „ernstlicher Versäumnisse“ in ihrer erzieherischen Tätigkeit. Nach Angaben der Zeitung soll ein Englisch–Dozent der Universität Alma Ata entlassen worden sein. Bereits im Februar war der Leiter der kasachischen Komsomolzen, Serik Abdrachmanow, abgesetzt und ein Jugendfunktionär der Universität zu sieben Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Am Mittwoch hat das sowjetische Zentralkomitee die Amtsführung Dinmuhammed Kunajews hart kritisiert. So seien „schwere Fehler“ bei der Durchsetzung erzieherischer Politik gemacht worden; diese hätten zu den Dezember–Unruhen beigetragen. Nach offiziellen Angaben waren damals zwei Menschen ums Leben gekommen, andere Quellen sprechen von mehr als zwanzig.
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