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Schwer geschädigt

■ Der Chef des belgischen Atomzentrums Mol bestätigt illegale Anlieferung von hochaktivem Müll aus der BRD

Mol (dpa) - Aus dem belgischen Atomzentrum Mol sind nach Angaben von Generaldirektor Paul de Jong nicht mehr als 320 falsch deklarierte Fässer mit plutoniumhaltigem Atommüll in die Bundesrepublik geliefert worden. De Jong sagte am Montag, es gebe keinen Anhaltspunkt dafür, daß die Zahl der Fässer größer gewesen sei. „Wir können das nur bedauern und verurteilen“, sagte de Jong zu der Lieferung der falsch deklarierten Fässer. Gegen einen inzwischen entlassenen Mitarbeiter des Atomzentrums werde wegen dieser Lieferung sowie wegen der unerlaubten Annahme von hochgiftigem Atommüll aus der Bundesrepublik Deutschland - möglich gemacht durch Schmiergeldzahlungen aus den Kassen der Hanauer Transportfirma Transnuklear - ermittelt. „Auch wir fühlen uns durch die Vorgänge geschädigt“, sagte de Jong. Das Atomzentrum in Mol stehe aufgrund illegaler Machenschaften nun vor „mehreren Hundert Kubikmetern“ von Nuklearabfällen aus der Bundesrepublik Deutschland, „die niemals hätten hierher geschickt werden dürfen“. Nach Angaben des belgischen Energieministeriums sind von etwa 1.100 Kubikmetern Abfall, die zwischen 1983 und 1987 von Transnuklear nach Mol gebracht wurden, rund 500 Kubikmeter als problematisch anzusehen. Dabei handelt es sich nach den Worten von de Jong um „einige Dutzend“ Kubikmeter, die „zu stark strahlend sind“. Der Rest seien Flüssigkeiten, die bei der Reaktor–Reinigung anfielen. Diese enthielten Reinigungszusätze, für deren Behandlung erst noch die nötigen Verfahren entwickelt werden müßten. Das Atomzentrum Mol, die Firma Transnuklear und die belgische Nationale Organisation für Abfall–Lagerung hatten am 12. November in Brüssel vereinbart, Transnuklear werde entweder für die Kosten neu zu entwickelnder Behandlungsmethoden aufkommen oder die fraglichen Abfälle zurücknehmen. De Jong sagte, das vom deutschen Bundesumweltministerium verhängte Verbot von Atomtransporten durch Transnuklear schaffe für das Atomzentrum im Nordosten Belgiens „keine unmittelbaren Probleme“. „Wir bemühen uns, die Ruhe zu bewahren und normal weiter zu arbeiten.“ Der amtierende Generaldirektor der Atomanlage betonte, alle Lieferungen nach Deutschland - „einschließlich der fraglichen 320 Fässer“ - seien von den deutschen Empfängern ohne Probleme angenommen worden. Es sei aber „technisch unmöglich, nur genau das zurückzuschicken, was man bekommen hat“.

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