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Schweinebacke op de Deel

■ Einmal im Jahr gibt es in Holm nichts als Grünkohl

Einmal im Jahr, am Rosenmontag, wird in ganz Holm nur ein Gericht gekocht: Grünkohl mit Schweinebacke, Kasseler und Wurst. Auch gestern wurde in dem schleswig-holsteinischen Städtchen im Kreis Pinneberg wieder der traditionelle Kohlmarkt gefeiert. In der 2600-Einwohner-Gemeinde hieß es einen Tag lang „Kohl satt“; abends wurde beim „Danz op de Deel“ zu Live-Musik getanzt.

„Die Geschichte des Festes ist nicht eindeutig zu klären“, hat Josef Stocker, der Rektor der Grundschule, herausgefunden, als er 1980 mit anderen BürgerInnen die 725jährige Historie des Ortes aufarbeitete. „Handwerker aus dem Ruhrgebiet könnten es gewesen sein“, vermutet er, „die ihre Fastnacht den Gegebenheiten des Landes – auf der Geest wuchs viel guter Kohl – angepaßt haben.“

Marianne Ladiges, Wirtin des gleichnamigen Gasthofs, meint, daß das Fest aus der Not des 30jährigen Krieges im 17. Jahrhundert entstanden ist und auf den Bauernhöfen einmal im Jahr Grünkohl für alle Hungrigen gekocht wurde.

Überliefert ist laut Schulchronik, daß die Tradition in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts wiederbelebt worden ist. Im Laufe der Jahre konzentrierte sich das Fest dann immer mehr auf die Gaststätten.

„In den 30er Jahren gab es sogar ein Karussell und ein paar Buden im Ort“, erinnert sich Altbauer Johann Ladiges, der heute als einer der wenigen Landwirte der Gemeinde noch Grünkohl anbaut, von Hand erntet und direkt vermarktet. Was in den Gaststätten nun gereicht wird, komme allerdings zumeist von weiter her. „Das können die Wirte gar nicht alles per Hand putzen und frisch kochen“, sagt Ladiges. Ganz frisch aus dem Eisfach komme aber der Schnaps, den es jedes Jahr gibt, um das fette Essen besser zu verdauen. lno

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