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■ NachschlagSchweben & Schwitzen: "Hypno - Die Show mit Manfred Knoke"

„Sie werden hier heute abend nicht mit dem Rüssel am Boden einen Staubsauger simulieren!“ Bevor Manfred Knoke rund 20 Freiwillige auf die Bühne bittet, trägt der schlanke Mann mit dem verbindlichen Tonfall eines Heizdeckenverkäufers einige Worte der Beschwichtigung vor.

Manfred Knoke ist Weltrekordler. Seit numehr zwölf Jahren steht er schon im Guinness Buch der Rekorde, derzeitige Bestleistung: 1.821 Personen versetzte er in sechs Tagen in hypnotische Trance. Innerhalb von einer halben Stunde brachte er es sogar auf 638 Hypnosen. Auf einen Streich, versteht sich. Auch hier im Tränenpalast ist der Wille zur Willenlosigkeit erstaunlich groß. Während ganz einfache Varietékünstler sich manchmal schon den Mund fusselig reden müssen, um einen Freiwilligen aus dem Publikum zu finden, der ihnen für eine Nummer nur mal einen Löffel hält, strömen hier mehr als 20 Leute – darunter auch die Vize-Miß-Germany – geradezu mit Begeisterung auf die Bühne. „Die sind doch alle eingekauft!“ fängt mein Begleiter an zu unken, während der Weltrekordler seine Testpersonen mit Hilfe einer gelben Glühbirne einschläfert. Doch die ersten zwei Testpersonen können nicht so recht und scheiden schon mal aus.

Was in den nächsten zwei Stunden passiert, ist zwar gähnend langweilig und doch echt schräges Entertainment: zu einlullender Musik, die einem schon aus diversen Sat.1 Softpornos geläufig ist, läßt Knoke seine Probanden autofahren, frieren, schwitzen und sich ausziehen. Im Lauf der Zeit wachen weitere vier bis fünf Leute auf und steigen schließlich aus. Darunter auch die Vize-Miß, die, wie mein Begleiter kommentiert, „ja wohl ganz offensichtlich eine Simulantin“ ist. Zugegeben, im Anschluß an einen Gag erwacht sie ganz plötzlich und verrät sich mit unkontrolliertem Gelächter.

Doch mit dem tief schlafenden Rest stellt Knoke schließlich Sachen an, die mich wieder einmal in meiner Haltung bestärken, ja niemals auf derlei Veranstaltungen auf die Bühne zu gehen. Eine junge Frau aus Schöneberg marschiert barfuß durch einen Scherbenhaufen. Ein Mann fungiert obendrein als menschliches Nadelkissen: mit der Brust liegt er in den Scherben, während ihm auf den Rücken ein Nadelbrett gedrückt wird, das Knoke am Ende noch mit seinem eigenen Körpergewicht beschwert.

Zwei weitere Versuchspersonen werden unter Knokes Anweisung steif und lassen sich schwebend zwischen zwei Stühlen installieren. Zum Erstaunen des Publikums stellt Knoke sich auf die Bäuche der Probanden, ohne daß diese zusammenklappen. Muß man da noch erwähnen, daß alle Testpersonen ihre Abenteuer unverletzt überstanden haben? Mein Begleiter: „Die konnten das alles schon vorher!“ Blödsinn. Kirsten Niemann

„Hypno – Die unglaubliche Show mit Manfred Knoke“ ist noch heute abend um 19.30 Uhr im Tränenpalast zu sehen, oder sonntags um 19.20 Uhr auf Pro 7.

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