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Mc Cash FlowSchwarzer Montag

■ Der Crash ist da, aber es ist kein Crash

Die lang erwartete Konsolidierung an den Weltbörsen ist am Montag blitzartig eingetreten. Nach den Rekordverlusten der Leitbörse Wall Street am vergangenen Freitag gerieten die Kurse am Montag weltweit in den freien Fall, Verluste von 10–20 Prozent waren nicht die Ausnahme, sondern die Regel. „Das ist das Ende der Welt“, wurde ein Makler der „New York Stock Exchange“ im Fernsehen zitiert, in den Wirtschafts– Kommentare der Dienstagszeitungen sprießen die apokalyptischen Metaphern und in den politischen Hirnen ratterts vom „Schwarzen Freitag“ aufwärts: 1929, 1933, 1939. Ist der vergangene Montag der Anfang vom Ende? Natürlich nicht - wo sollen die Leute hin mit ihrem Geld ? Landen die 500, 800, 1000 Milliarden Dollar, die die internationale Verkaufswelle in den letzten Tagen den Verkäufern gebracht hat im Sparstrumpf oder im Keller? Seit sechs Jahren geht es mit Aktien nahezu ungebrochen bergauf, an den deutschen Börsen wie auch international haben sich Standardwerte in dieser Zeit verdoppelt und verdreifacht. Die Daimler–Aktie, die am Montag um sensationelle 109 Mark auf 955 fiel, wurde vor nicht allzu langer Zeit sie noch für 400 Mark gehandelt. Ein schwacher Trost für die, die bei 1000 eingestiegen sind und bei 1200 zu verkaufen vergaßen, aber eine Rechnung, die die Relationen zurechtrückt, die selbst dann noch im Lot sind, wenn am Dienstag die Kurse noch einmal 10 Prozent nachgeben, wie es sich nach der ersten Börsenstunde abzeichnete. Man muß nicht als Taoist auf Wallstreet blicken - „Was weiter steigen will muß tief fallen“ - um im Schwarzen Montag die etwas plötzliche aber notwendige Konsolidierung einer seit 5 Jahren hochgereizten Partie zu sehen. Eine kalte Dusche, mit der für die deutsche Exportindustrie die Gewöhnung an einen Dollarkurs um 1,50 DM einsetzen muß. Daß der Fall von 3,50 auf 1,71 in den letzten zwei Jahren wenig geholfen hat wird den Reagonomen Baker nicht abhalten, den Greenback weiter in die Tiefe zu winken. Dagegen können Japaner und Deutsche, außer Heulen und Wehklagen nicht viel tun - Baker druckt einfach Dollars und bietet sie billig an - und deshalb wird man sich darauf einigen, daß Fallen erlaubt ist, aber nicht so plötzlich und gleich um 4 Pfennig wie am vergangenen Montag - eine Tendenz die sich beim ersten Fixin am Dienstag mit 1,795 bereits andeutete. Was die „Crash“–Propheten die Hände reiben ist letztlich nichts anderes als der Beleg für die simpelste aller Regeln: Die Börse ist keine Einbahnstraße. Und wo wir schon bei den Regeln sind auch noch der Tip des Tages: Schwarze Tage sind Kauftage!

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