: Schwarzer Drachen
■ Fotos von Kadir van Lohuizen/Agence Vu
Die Stadt Heihe, hoch im Norden in der Provinz Heilongjiang an der chinesisch-russischen Grenze, war noch vor wenigen Jahren ein gottverlassenes Nest. Stacheldraht und Minenstreifen säumten den Fluß, der die beiden Riesenreiche trennt und im russischen Amur und im chinesischen Heilongjiang heißt – „Schwarzer Drachen“.
Es war sogar verboten, am Ufer ein Familienfoto zu machen, das im Hintergrund einen Blick auf die andere Seite gewährte. Heute ist Heihe mit seinen 100.000 Einwohnern wichtigster Übergang im kleinen Grenzverkehr. Seit dem Niedergang der UdSSR und der damit einhergehenden Lockerung der Grenzen gehen Hunderte von Kleinhändlern täglich auf die andere Seite. Im Winter überqueren sie den zugefrorenen Fluß zu Fuß, im Lastwagen und im Bus. Der Verkehr ist rege – selbst wenn die Temperatur auf minus 35 Grad sinkt. Am russischen Ufer liegt die Stadt Blagoweschtschensk, viermal so groß wie Heihe. Eine Brücke gibt es noch nicht zwischen beiden Städten, man ist noch in Verhandlungen. Die russischen Busse steuern, wenn sie die Grenzkontrollen hinter sich gelassen haben, geradewegs das Kaufhaus von Heihe an. Chinesische Kleidung und elektronische Geräte der Marken „Panascanics“, „Sany's“ oder „Shraps“ werden in großen Mengen gekauft und in die Busse verstaut. Früher hatten die Russen selbst auch etwas zu verkaufen, aber nach einer Weile quollen die chinesischen Märkte über von russischen Ferngläsern und Fellmänteln. Chinesen mögen keinen Wodka, deshalb verkaufen die Russen jetzt Marlboro-Zigaretten.
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