Schwarz ohne Schill : Alles falsch, alles richtig
Natürlich wäre jeder denkbare Senat besser als der jetzige, selbst ein rot-grüner. Schlimmer kann es ja nicht werden, ein Trost gleichwohl ist das keineswegs. Das kleinere Übel war noch nie Anlass für überbordenden Jubel, bestenfalls für Erleichterung. Doch selbst die wird dieser Stadt kaum verschafft werden.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Schwarz-Schill wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiter in Hamburg regieren, auch ohne Schill. Und Grundlegendes wird sich nicht ändern, geschweige denn bessern. Denn der Quartalsirre in der Innenbehörde war nie das Problem, er war nur Symptom.
Die Politik des Rechts-Senats war zu 98 Prozent auf CDU-Linie, und das wird sie bleiben. Mag sein, dass Schwarz ohne Schill weniger populistisch sein wird, mag sein, dass die FDP ihre ungelenke liberale Handschrift leserlich machen kann – das ist es dann auch schon.
Der Alleinverantwortliche dürfte aus dieser Krise gestärkt hervorgehen. Ole von Beust hat keine tiefgreifenden politischen Differenzen mit seinem vormaligen Duzfreund und Stellvertreter. Aus Machtkalkül ging er, alle Warnungen ignorierend, das Risiko ein, diesen nicht disziplinieren zu können. Dieses Spiel hat er verloren, und er geht dennoch als Sieger daraus hervor.
Nichts muss er erklären, geschweige denn begründen. In der Politik gehe es vornehmlich um Symbolik, ist sein Credo, und daran wird er weiter glauben dürfen. Wenn er Mittwochabend noch Bürgermeister ist, hat er alles richtig gemacht, was er falsch machte.