: Schwarz-Weißes Bad erlaubt
Die südafrikanische Stadt Johannesburg mildert die Apartheid in öffentlichen Einrichtungen: Schwimmbäder, Busse usw. sind jetzt für alle Rassen zugänglich ■ Aus Johannesburg Hans Brandt
Die Stadtverwaltung von Johannesburg hat gestern öffentliche Einrichtungen - von Schwimmbädern und Sportplätzen bis zu Bussen - allen Rassen geöffnet. Oppositionsgruppen begrüßten dies als Erfolg der Anti-Apartheid-Proteste in den letzten Monaten. Sie betonten aber gleichzeitig, daß die „große Apartheid“ - die Rassentrennung in Wohngebieten, Schulen und Krankenhäusern beispielsweise - nach wie vor besteht.
Die Entscheidung ist vor allem deswegen überraschend, weil die Verwaltung von der regierenden Nationalen Partei (NP) kontrolliert wird, die nicht gerade für ihre Anti-Apartheid -Politik bekannt ist. Zudem hatte die Verwaltung vor kurzem eine Umfrage unter Wählern in Johannesburg gemacht, in der sich zwar eine Mehrheit dafür aussprach, Freizeitanlangen und Busse für alle Rassen zugänglich zu machen, die Öffnung von Schwimmbädern aber ablehnte.
Anti-Apartheid-Gruppen hatten während der Kampagne des zivilen Ungehorsams seit Anfang August schwarze Patienten in weißen Krankenhäusern angemeldet; Schwarze hatten versucht, in städtischen Bussen mitzufahren, und gemischte Gruppen waren in öffentlichen Bädern Schwimmen gegangen. Zuletzt waren am Wochenende 150 schwarze und weiße Demonstranten im Vorort Yeoville gemeinsam ins Schwimmbad gestiegen.
Mitglieder der ultrarechten Konservativen Partei (CP) im Johannesburger Stadtrat protestierten gestern gegen die Liberalisierung. Der CP-Führer in Johannesburg, Jacques Theron, nannte die Entscheidung einen Verrat an den Weißen. Er sagte voraus, daß es zu Auseinandersetzungen zwischen den Rassen kommen würde.
Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen wird nach wie vor in der Mehrheit der südafrikanischen Städte praktiziert. In der Hauptstadt Pretoria wurden in letzter Zeit wiederholt Schwarze angeklagt, die versucht hatten, für Weiße reservierte Busse zu benutzen.
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