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Archiv-Artikel

EVA VÖLPEL ÜBER DAS SINKENDE INTERESSE AN RIESTERVERTRÄGEN Schwarmintelligenz

Die Politik setzt die Beschäftigten der ungebremsten Marktmacht der Versicherungen aus

Zum ersten Mal seit der Einführung 2002 geht die Zahl der Riesterverträge zurück – obwohl den Bürgern seit Jahren eingebläut wird, ohne private Vorsorge gehe es im Alter nicht. Ein Zeichen der Schwarmintelligenz.

Dazu beigetragen haben sowohl eine anhaltend kritische Berichterstattung über das Riestern als auch die wachsende Erkenntnis, dass das Versprechen auf hohe Erträge aus privaten Alters- und Lebensversicherungsprodukten in Zeiten der Finanzmarktkrise alles andere als belastbar ist.

Also zurücklehnen und darauf warten, dass bei noch mehr Menschen das Unbehagen mit einem Produkt wächst, das unter Rot-Grün mit einer enormen Lobbykampagne der Banken und Versicherungswirtschaft in den Markt gedrückt wurde? Wenn es so einfach wäre.

Fakt ist, das Rentenniveau sinkt politisch gewollt seit Jahren – auch die SPD, käme sie an die Regierung, will da nur halbherzig gegensteuern. Stattdessen kürzt die Politik die gesetzliche Rente. Angesichts dessen ist eine private Vorsorge sinnvoll. Gleichzeitig werden die Beschäftigten auf diese Weise der ungebremsten Marktmacht der Versicherungen ausgeliefert.

Das Problem ist nämlich: Bis heute existiert keine staatlich gesteuerte, qualitative Zertifizierung der wild wuchernden Riesterprodukte. Gleichfalls vergeblich sucht man eine Vorgabe, mit welchen Lebenserwartungen die Versicherer ihre Produkte und damit die spätere Rentenhöhe kalkulieren dürfen – obwohl der Staat die Riesterrente durch seine üppigen Zulagen subventioniert und erst attraktiv macht.

Selbst wenn man die private Altersvorsorge als alternativlos darstellt, wogegen es auch gute Argumente gibt, klar ist: Gerade wenn man es tut, muss viel nachgesteuert werden. Das ist das Mindeste.

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