Schutz vor gefährlichen Stoffen: Neue Giftliste der EU
Die EU-Kommission will in den nächsten Jahren Tausende Stoffe vom Markt nehmen, die etwa als krebserregend oder fortpflanzungsschädigend gelten.
Die erste Gruppe unterliegt bereits Beschränkungen innerhalb der EU-Chemikalienregulierung. Für die zweite Gruppe sind solche Beschränkungen geplant. Die dritte Gruppe umfasst Stoffe, für die es Hinweise gibt, dass eine Beschränkung für sie notwendig sein könnte. Es handele sich um die größte jemals erlassene Maßnahme zur Beseitigung zugelassener Chemikalien, die Stoffe betrifft, gegen die Umwelt-, Verbraucher- und Gesundheitsgruppen seit Jahrzehnten kämpfen, lobte das Europäische Umweltbüro (EVB) das Vorhaben.
Auch die Chemikalienexpertin der Grünen im EU-Parlament, Jutta Paulus, ist durchaus angetan. „Es ist gut, dass die EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit Formen annimmt und dass die Europäische Kommission erste Schritte zur Verbannung krebserregender Substanzen aus Produkten zur Säuglings- und Kinderpflege unternimmt“, so Paulus. Nicht nachvollziehbar sei, warum krebserregende Substanzen nicht gleich für alle verbrauchernahen Produkte verboten würden.
„Mit dem gruppen- und strukturbasierten Ansatz zur Beurteilung der gesundheitlichen Gefahren von Chemikalien setzt die Kommission dem Hase-und-Igel-Spiel der Industrie ein Ende“, sagt Paulus. Bisher habe die Industrie „Chemikalien, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit in ihrer Anwendung beschränkt wurden, einfach durch ähnliche, oft nicht minder gefährliche Substanzen ersetzt“.
Das Arbeitspapier der EU-Kommission ist Teil der Chemikalienstrategie für eine giftfreie Umwelt im Rahmen des Green Deal. Das Arbeitspapier hat keine gesetzgeberische oder bindende Kraft, sondern stellt einen Arbeitsplan für die Mitarbeiter der Kommission dar. In der Vergangenheit hat sich die chemische Industrie stets wirkmächtig gegen Regulierungen zur Wehr gesetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
SPD im Vorwahlkampf
Warten auf Herrn Merz