: Schuß nach hinten
■ Britische Todesschüsse in Gibraltar
Offenbar beschränken die britischen „Sicherheitskräfte“ die Erschießung Unbewaffneter nicht mehr auf Nordirland. Die Aktion am Sonntag in Gibraltar trug die Handschrift der britischen Spezialtruppe SAS. Obwohl die britische Regierung lange vorher informiert war, wurde kein Versuch unternommen, die IRA–Einheit lebend gefangenzunehmen. Erst im Januar hatte der britische Generalstaatsanwalt Mayhew bekanntgegeben, daß die Ermordung von sechs unbewaffneten Männern im Jahr 1982 keine strafrechtlichen Folgen für die schießwütigen Beamten der nordirischen Polizei (RUC) haben werde - „im Interesse der Nation und der Sicherheit“. Doch während die Empörung über die sechs Jahre alten Fälle noch lange nicht verklungen ist, scheint Großbritannien im letzten Jahr die „Shoot to kill“–Politik (“schießen, um zu töten“) wieder aufgenommen zu haben. Im letzten Juni lockte die RUC eine IRA–Einheit in einen Hinterhalt und erschoß die acht IRA–Männer, die sich zum Teil schon ergeben hatten. Die RUC war bereits Wochen vorher über deren Pläne informiert gewesen. Vor zwei Wochen wurde der unbewaffnete Aidan McAnespie von einem Grenzposten der britischen Armee erschossen, nachdem er bereits kontrolliert worden war. Die Aussage der britischen Behörden, daß ein Querschläger McAnespie getroffen habe, wurde inzwischen durch die Autopsie widerlegt. Der britische Nordirlandminister Tom King sagte letzte Woche, daß die IRA militärisch nicht zu besiegen sei. Die britische Todesschußpolitik geht sogar nach hinten los: Aktionen wie in Gibraltar werden eher den Rückhalt der IRA in der Bevölkerung stärken. Ralf Sotscheck
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