: Schurken auf See
Im Kampf um die Herrschaft über Schweden zwischen Königin Margarete von Dänemark und Herzog Albrecht von Mecklenburg Ende des 14. Jahrhunderts spielte Klaus Störtebeker eine wichtige Rolle. Der Pirat gehörte zu den Anführern der Vitalienbrüder, die während der Belagerung Stockholms durch die Dänen die Blockaden durchbrachen und die Stadt mit Lebensmitteln („Viktualien“) versorgten.
Nach Kriegsende kaperte Störtebeker auf eigene Rechnung Handelsschiffe. Die Hanse setzte bewaffnete „Friedensschiffe“ gegen die Piraten ein. 1401 wurde Störtebeker mit seiner Mannschaft vor Helgoland besiegt und zum Tode verurteilt. Seiner Bitte, alle Mannschaftsmitglieder freizulassen, an denen er nach der Enthauptung noch vorbeigehen könne, wurde stattgegeben. Der Legende nach bewahrte Störtebeker so noch elf seiner Männer vor dem Tod, bevor er durch einen Holzblock, den ihm der Henker vor die Füße warf, endgültig zu Fall kam.
Sir Francis Drake, dessen Geburtsjahr zwischen 1540 und 1543 datiert wird, wurde von seinem Vetter, dem Sklavenhändler John Hawkins, zum Kapitän ausgebildet. Im Auftrag der englischen Königin Elisabeth I. umsegelte er Südamerika und plünderte Schiffe in spanischen Häfen. Drake brachte von seinen Raubzügen reiche Beute mit und konnte der Queen ein Vielfaches des Geldes zurückgeben, das sie in die Finanzierung von Drakes Flotte gesteckt hatte. Mit Hilfe Drakes wurde die spanische Armada, die damals als unbesiegbar galt, vor Plymouth aufgehalten, so dass sie sich aufs offene Meer zurückziehen musste. Für seine Verdienste im Kaperkrieg zwischen englischen und iberischen Flotten wurde Drake von Elisabeth I. zum Ritter geschlagen. 1596 starb Drake in Panama an einer tropischen Fieberkrankheit.
Die Geschichte spricht auch von weiblichen Piraten: Mary Read (1690–1720) und Anne Bonney (geboren 1700). Beide verdienten sich, zunächst als Männer verkleidet, ihren Lebensunterhalt mit der Seeräuberei. Bei einem Überfall der Gefolgsleute des Gouverneurs von Jamaika auf die beiden Frauen und ihre Mannschaft verteidigten Read und Bonney als einzige das Schiff, da der Rest der Mannschaft zu betrunken war, um sich zu wehren. Die Seeleute wurden festgenommen, doch entgingen beide Frauen der Hinrichtung, weil sie schwanger waren. Nach der Verurteilung verliert sich die Spur von Anne Bonney, während Mary Read im Gefängnis umkam.
Edward Teach, bekannt als Blackbeard, wurde um 1680 in Bristol geboren. Beim Entern von Schiffen steckte er sich glühende Lunten unter den Hut, sodass es schien, als brenne sein Bart. Blackbeard begann seine Piratenkarriere als Freibeuter in britischen Diensten und überfiel spanische Schiffe. Mit seinem gekaperten und mit Waffen aufgerüsteten Handelsschiff, der „Queen Anne’s Revenge“, seeräuberte er in der Karibik und an der Ostküste Nordamerikas. Im Jahr 1718 wurde sein Schiff von kalifornischen Regierungsschiffen gestellt, Blackbeard kam im folgenden Gefecht um, obwohl er, wie die Legende zu berichten weiß, trotz 25 blutender Wunden kämpfte wie ein Berserker. Die „Queen Anne’s Revenge“ wurde im Juni 1999 vor der nordamerikanischen Küste auf dem Meeresgrund entdeckt.
DOROTHEE CHLUMSKY
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen