: Schumann & Co
■ Bremer Chorwerkstatt singt am Sonntag
Als der berühmte Dirigent Hermann Levi 1891 Ethel Smyths Partitur ihrer „Messe“zu Gesicht bekam, sagte er: „Ich hätte nie, niemals geglaubt, daß eine Frau das geschrieben hat.“Ethel Smyth konterte: „Was schlimmer ist, Sie werden es auch in einer Woche nicht glauben“. Die 1858 geborene, in der Suffragettenbewegung engagierte Engländerin Ethel Smyth konnte sich als begabte Außenseiterin in ihrer Gesellschaft durchaus durchsetzen, als Komponistin wird sie aber erst heute wiederentdeckt. An der Veranstaltung des Bremer Frauenausschusses am Sonntag um 11 Uhr im Domkapitelsaal singt die Bremer Chorwerkstatt ihren „March of Women“.
In der Veranstaltung mit dem Thema „Sozialabbau: Die Auswirkungen der Sparmaßnahmen auf Frauen“werden weitere Kompositionen von Frauen aufgeführt: Ein Chorlied von Clara Schumann, die nicht zuletzt durch den Hundertmarkschein berühmteste Komponistin. Aber gerade sie verstand sich nur halbherzig als Komponistin, ihr fehlte das, was Ethel Smyth als unerläßlich für die Existenz einer Künstlerin benannt hatte: ein ausgeprägter Kampfgeist.
Clara Schumann komponierte weniges mit einem fatalen Selbstverständnis: „Es konnte noch keine Frau komponieren. Warum sollte denn ich es können?“Auf diesem Hintergrund sind allerdings ihre wenigen Werke von besonderem Interesse. Die Bremer Chorwerkstatt singt außerdem ein Werk von Caroline Kohlsaat aus dem Jahr 1912, deren Namen noch nicht einmal in Aaron Cohens KomponistInnen-Lexikon verzeichnet ist.
Ute Schalz-Laurenze
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