: Schulpolitik wird blockiert
Eltern und Schüler des Emilie-Wüstenfeld-Gymnasiums in Eimsbüttel halten zwei Stunden lang den Betrieb auf. Bildungsbehörde will Blockaden nicht hinnehmen. Gewerkschaft ruft für kommenden Dienstag zur Großdemonstration auf
von KAIJA KUTTER
„‚Lange in die Elbe‘ – nein, das können wir nicht aufhängen. Das hat schon mal Ärger gegeben“, sagt eine Mutter. So musste die Klagemauer vorm Schulhof ohne diese Botschaft auskommen. Stattdessen steht da nun: „Wiehr habbeen Rächtschreibproblähme.“ Oder „Unterricht von 8 bis 16 Uhr 15, ohne Mittagsessen, ohne Kantine, Herr Lange, können Sie so arbeiten?“ Gestern früh fand in Eimsbüttel die erste Schulblockade nach den Sommerferien statt. Mehrere hundert Schüler und Eltern versperrten für zwei Stunden die Schuleingänge des Emilie-Wüstenfeld-Gymnasiums an der Bundesstraße und brachten ihren Unmut über die Schulpolitik des Senats zum Ausdruck.
Im Vorwege hatte die Schulaufsicht versucht, die Aktion zu verhindern. „Die zuständige Oberschulrätin hat uns gestern mit Strafanzeige gedroht“, berichtet die Dorit Moenig vom Elternrat. Doch die Kürzungen sind aus Sicht von Eltern und Schülern so gravierend, dass sie sich nicht dadurch nicht abschrecken ließen. Von 48 Stellen müsse die Schule 4,5 abgeben, damit gingen der Schule 100 Stunden verloren, berichtet Moenig. Die Mehrarbeiten müsse von den verbleibenden Kollegen geleistet werden. Die Folge sei unter anderem große Klassen mit 30 Schülern in Stufe 8, in Räumen, die nur für 15 konzipiert seien, und volle Kurse mit bis zu 28 Schülern in der Oberstufe. Außerdem liege die Stundenverteilung so ungünstig, dass die zehnten Klassen an zwei Tagen neun Stunden Unterricht haben, ohne Mahlzeit.
Der Sprecher der Bildungsbehörde, Alexander Luckow, kündigte an, dass die Behörde Blockaden nicht hinnehmen wird. „Die Schulaufsicht vor Ort tut alles, um dies zu unterbinden“, sagte er zur taz. Ob die Sache jedoch ein juristisches Nachspiel habe, werde sich „vor Ort“ entscheiden. Sprich: Der Schulleiter müsste eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch stellen.
Luckow unterstellt dem Elternrat der EWS zudem die Verbreitung „falscher Fakten“. So habe das Gymansium aufgrund des Arbeitszeitmodells vier Prozent mehr Wochenstunden und sei die bestausgestattete in dem Gebiet. Zudem liege die Klassenfrequenz in der Mittelstufe im Durchschnitt bei 27 Schülern. Luckow: „Das ist völlig in Ordnung.“ Außerdem sei es falsch, dass die Schule Lehrer abgeben müsse. „Das stimmt nicht. Wir haben die Zahlen schwarz auf weiß vom Personalrat bekommen“, hält Moenig dagegen.
Proteste gegen das Arbeitszeitmodell planen übrigens auch die Lehrer. Die GEW ruft am Dienstag im Anschluss an eine Personalversammlung zu Kundgebung und Demonstration auf.