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Schulkinder mußten AIDS–Test vorweisen

■ Kreis Wesel machte Untersuchung für Sechs– bis Elfjährige zur Bedingung für Teilnahme an Ferienerholung

Wesel (ap/dpa) - 20 Schulkinder aus dem niederrheinischen Kreis Wesel im Alter von sechs bis elf Jahren haben sich einem AIDS– Test unterziehen müssen, um an einem Ferienprogramm der Gemeinde auf der Nordseeinsel Norderney teilnehmen zu können. Ein Sprecher der Kreisverwaltung bestätigte gestern, die Tests seien „um der Sicherheit der Kinder willen“ Voraussetzung für eine Teilnahme an der Erholungsfahrt gewesen. Die Kinder stammten aus sozial benachteiligten Familien und seien besonders aggressiv. „Sie schlagen, kratzen und beißen“, sagte der Sprecher. Aus diesem Grunde hätten die zur Betreuung eingesetzten Sozialpädagogen und der Amtsarzt des Kreises beschlossen, die Tests durchzuführen. „Alle Eltern haben schriftlich ihr Einverständnis zu der Untersuchung gegeben“, sagte der Sprecher. Er räumte jedoch ein, daß ein „Nein“ zum AIDS–Test den Ausschluß von der Fahrt bedeutet hätte. Der Test verlief bei allen Kindern negativ. Oberkreisdirektor Griese bedauerte gestern das Geschehen. Er habe erst am Freitag vergangener Woche davon erfahren. Es werde sich nicht wiederholen. Nordrhein–Westfalens Gesundheitsminister Hermann Heinemann (SPD) verurteilte die Aktion als „hirnrissig und skandalös“. So etwas sei weder gesundheits– noch gesellschaftspolitisch vertretbar. Er bezeichnete den Vorgang als „abenteuerliche Konstellation“. Die Mitarbeiter des Jugendamtes hätten überhaupt nicht verstanden, um was es gehe. Mit dem Schulkinder–Test geriet Wesel bereits zum zweiten Mal wegen der tödlichen Immunschwäche in die Schlagzeilen. Bundesweite Aufmerksamkeit hatte auch die Geschichte eines inzwischen zwölfjährigen Weseler infizierten Bluters erregt, der ebenfalls mit ähnlicher Begründung vom Schulbesuch ausgeschlossen wurde. Seine Familie sieht sich bis heute Anfeindungen und Schikanen der Nachbarschaft ausgesetzt.

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