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Schule will Abschiebung stoppen

■ Berufsschule in Osterholz-Scharmbeck will kurdischen Schüler schützen

„Wir, die SchulfreundInnen von Mehmet T. der Berufsbildenden Schulen Osterholz-Scharmbeck (BBS OHZ), appellieren an Ihr Gewissen, daß unser Mitschüler Mehmet und seine Familie nicht ausgewiesen werden darf.“ So beginnt ein Brief an den Sachgebietsleiter der Ausländerbehörde im Landkreis Osterholz. Mit der Aktion wollen LehrerInnen und FreundInnen des Kurden seine Abschiebung verhindern.

Mehmet T., 17 Jahre alt, (Name von der Redaktion geändert), ist Kurde. Seit drei Jahren lebt er zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern in Deutschland, er hat hier seinen Haupschulabschluß gemacht. Bereits zum 15. September sollte die Familie ausreisen. Dies hatte der Oberkreisdirektor des Landkreises der Familie mitgeteilt: Es bestünden keine weiteren Bleiberechte. „Natürlich in die Zukunft“ steht im Briefkopf des Landkreises — ein besonderer Zynismus für Familie T, für die es keine Zukunft in Osterholz- Scharmbeck geben soll.

Denn die Familie weigert sich, zurück in die Türkei zu gehen: Sie fürchtet um ihr Leben. Die Eltern hatten vor Jahren in Istanbul an den Demonstrationen zum 1. Mai teilgenommen und bei der Organisation Devrim-Yol mitgearbeitet. Sie wurden von der Polizei mehrfach festgehalten, verhört und gefoltert. Als sich die Bedrohung durch die türkische Polizei und die Denunziation der Nachbarn verstärkten, floh die Familie 1989 nach Deutschland. So liest sich die Geschichte der Familie in den Gerichtsakten. Der Vater sagte vor dem Verwaltungsgericht in Stade: „An dem Tag, an dem ich in die Türkei zurückkehre, werde ich umgebracht. Ich kann in der Türkei nicht mehr leben. Die Kurden sind in der Türkei nicht frei“. Trotzdem lehnte Das Gericht den Asylantrag ab, weil es in der Westtürkei offiziell keine Verfolgung gebe.

Mehmets Schule erklärte sich solidarisch mit dem kurdischen Schüler und wurde aktiv. SchülerInnen sammelten 300 Unterschriften und überreichten sie dem Kreisvorsitzenden von Osterholz. Lennart Helm von der Schülervertretung glaubt, daß Mehmet und seine Familie wegen der Unterschriftenliste bisher noch von der Abschiebung verschont geblieben seien. Außerdem schrieb die SchülerInnenvertretung der BBS an den Petitionsausschuß des Landtags Niedersachsen und bat um erneute Bearbeitung des Falls. Auch die LehrerInnen engagierten sich. „Der Schüler wird voraussichtlich 1994 den Realschulabschluß erreichen. Ein Abbruch dieses Bildungsganges würde für Mehmet T. die Zerstörung seiner Berufsperspekive und seiner Lebensplanung bedeuten“.

Außerdem würden die Ungewißheit des Asylverfahrens und die Angst vor einer drohenden Inhaftierung bei einer Einreise in die Türkei die Gesundheit des Jungen gefährden. Unterschrieben haben den Brief 16 LehrerInnen der BBS in Osterholz- Scharmbeck. Lehrerschaft und SchülerInnen der BBS wollen nicht lockerlassen. „Wir lassen uns nicht von Beschwichtigungen den Mund stopfen“, betonen die Mitschüler von Mehmet T. Almuth Schellpeper

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