: Schuldenstreichung-betr.: "Vampiertanz", taz vom 3.9.88
Betr.: „Vampirtanz“ 25,
taz vom 3.9.88
Allen, die als Allheilmittel zur „Lösung der Schuldenkrise“ für die unterentwickelt gehaltenen Länder Schuldenerlaß (UNCTAD 30 Prozent) und Schuldensreichung favorisieren, sei gesagt, daß sie sich um die Aufrechterhaltung des kapitalistischen Systems bemühen und an Symptomen desselben herumpfuschen. Da feiern kleinbürgerliche Intellektuelle den Castroismus als revolutionäre Strömung, durch die sich der bewußte Aufbau einer revolutionären marxistischen Führung, einer bolschewistischen Arbeiterpartei erübrige. Sie erklären Cuba zum Arbeiterstaat und umjubeln den Castroismus als politischen Ersatz für den Aufbau einer marxistischen Führung in der Arbeiterklasse.
Die Anziehungskraft des Castroismus, Maoismus und anderer Formen des linken bürgerlichen Nationalismus auf die radikale kleinbürgerliche Intelligenz dient dazu, die Arbeiterbewegung wegzuleugnen, die demokratischen und sozialistischen Elemente der antiimperialistischen Bewegung durcheinanderzuwürfeln und linke Phrasen für die Rechtfertigung der Ablehnung der führenden Rolle des Proletariats und seine Unterordnung unter die Bauernschaft zu liefern.
Die Anti-IWF/Weltbank-Bewegung kommt teilweise sogar zu nationalistischen, proimperialistischen Aufrufen: „für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung“. In der „Plattform der IWF-Kampagne“ werden vorrangig die USA als imerialistisch angeprangert, der BRD wird nur eine untergeordnete Rolle zugewiesen. Die stärkste Militärmacht Europas forciert jedoch aktuell eine Euro-Militärstrategie und die Projektionierung des „gemeinsamen Europa-Binnenmarkts 1992“ in Konkurrenz zum japanischen und zum US-Imperialismus.
Streichung „illegitimer und Zahlung legitimer Schulden“, wie Castro es fordert, wie auch das Gejammere der Gegen -Kongreß-Aufrufer, daß bei einer Nichtstreichung der Schulden Elend und Not zu politischer Destabilisierung der kapitalistischen Regime führen würde und von ihnen politische Stabilität, friedliche Koexistenz und die Rettung des kapitalistischen Weltmarktes gewünscht wird, gipfelt in den formaldemokratischen Forderungen tiefsten Nationalismus (in IWF und Weltbank, wie in der UNO, jedem Land eine Stimme!) und in den reaktionär reformistischen Illusionen „realistischer Schuldenstreichungen, da die Banken in ihren Bilanzen schon seit längerem ihre Forderungen steuermindernd wertberichtigen“ (...). Auch die „Widerstandkonzeptin“ der Autonomen Gruppen gegen den IWF/Weltbank-Kongreß ist nur eine auf die Unterstützung kleinbürgerlicher Bewegungen der „Trikont„-Länder und auf den militanten Protest in den Metropolen reduzierte Stellvertreterpolitik, Surrogat für revolutionäre Organisation/Mobilisierung des Proletariats für ein sozialistisches Programm, eine organisierte Niederlage und demoralisierende Sackgasse, die nur zu hoffnunglosen Scharmützeln mit dem Staatsapparat führt und Provokateuren eine hervorragende Deckung und Operationsbasis bietet.
Bodo, Gegen-BILD/BZ-Stelle, Berlin
Gegen die Illusion, das kapitalistische System reformieren zu können, sei die Lektüre von Rosa Luxemburgs Schrift 'Sozialreform oder Revolution‘ dringend empfohlen. Auf Dauer kann das Weltbank-System den riesigen Schuldenberg nicht mehr tragen. Ein internationaler Wirtschaftszusammenbruch liegt nicht in weiter Ferne. Es wird ja auch langsam Zeit!
Regina, Berlin
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