: Schüsse auf Armenier
■ Mindestens zwanzig Menschen sind in der Sowjetrepublik Armenien umgekommen / Erdbeben aus der Umgebung von Spitak gemeldet
Moskau (dpa/taz) - Armes Armenien: Bei blutigen Zusammenstößen während der Vorbereitung des Nationalfeiertags am 28. Mai sind am Wochenende mindestens 20 Personen ums Leben gekommen und fünfzig weitere Menschen, darunter 20 Soldaten verletzt worden. Am Sonntagabend wurde ein Erdbeben der Stärke 6,5 in der Umgebung der Stadt Spitak registriert, bei dem es in den unmliegenden Dörfern zu Zerstörungen gekommen sein soll. Auch in anderen Städten waren die Erdstöße zu spüren.
Wie die armenische Nachrichtenagentur 'Armenpress‘ meldete, kam es auch am Montag morgen im Zentrum der Hauptstadt Jerewan zu Zusammenstößen und Feuergefechten. „Die Stadt brodelt,“ sagte ein Sprecher der Agentur. Eine Kolonne von 15 Schützenpanzern soll nach armenischen Angaben durch die Stadt gefahren sein und in die Menge geschossen haben.
Doch noch ist die Lage unübersichtlich. Nach dem Bericht des armenischen Innenministeriums wurde am Sonntag ein von Truppen des sowjetischen Innenministeriums bewachter Militärkonvoi von „bewaffneten Kämpfern“ überfallen. Das Ziel dieser Aktion nahe der Stadt Sowjetaschen sei die Erbeutung von Waffen gewesen. 14 mit Jagdgewehren und Pistolen bewaffnete Angreifer seien getötet worden. Das Feuergefecht habe drei Stunden gedauert. Anschließend hätte sich die Schützenpanzer in Bewegung gesetzt.
Zu einem weiteren Schußwechsel zwischen armenischen Nationalisten und Truppen des Innenministeriums war es am Sonntag auf dem Bahnhof der armenischen Hauptstadt Jerewan gekommen. Dabei starben sechs Armenier, die nach Angaben der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur 'Tass‘ das Feuer auf die Einheit eröffnet hatten, die als Verstärkung nach Armenien geschickt worden war.
Nach Angaben von 'Armenpress‘ hat es am späten Sonntag nachmittag weitere Zusammenstöße von Armeniern mit Sowjettruppen im Jerewaner Stadtteil Nubaraschen gegeben. Dort seien „zahlreiche“ Personen getötet worden. Bei einer Kundgebung auf dem Platz der Freiheit mit etwa 200.000 Teilnehmern erklärten die Veranstalter den Nationalfeiertag angesichts der Opfer zu einem Trauertag. Am 28. Mai 1918 wurde Armenien unabhängig, bereits 1920 jedoch wurde die Republik Armenien Unionsrepublik der Sowjetunion.
Wie die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘ am Montag weiterhin meldete, wurden auch bei Stepanakan und Kirowakan Erdstöße in der Stärke von 6,5 auf der zwölfteiligen Mercalli-Skala gemeldet. In Dörfern des Kathastrophengebietes habe es Zerstörungen gegeben. Ob Menschen zu Schaden kamen, wurde zunächst nicht bekannt.
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