: Schülervertretung: Protest geht weiter –betr.: dito
Am 21.1.1999 stand die Entscheidung fest: Zwei Schulzentren (SZ Holter Feld und SZ Huckelriede) sind ab jetzt (fast) Geschichte! Um dies noch zu verhindern, demonstrieren an dem Morgen rund 1.500 Schülerinnen und Schüler vor der Bildungsbehörde. Nicht nur die Schulen Holter Feld und Huckelriede waren vertreten, sondern es waren Schülerinnen und Schüler aus ganz Bremen gekommen, um sich mit den betreffenden Schulen zu solidarisieren. Die Demo verlief relativ friedlich, es flogen nur vereinzelt Eier.
Umso größer war das Erstaunen, als das SEK und der BGS unverhofft auftauchen. Das Erstaunen war wohl auf beiden Seiten, das SEK und der BGS wunderten sich, warum sie zu so einer friedlichen Demo gerufen wurden, und die Schülerinnen und Schüler fragten sich dasselbe. Es kam, wie es kommen mußte: Das SEK und BGS reagierten viel zu hart auf die 1.500 friedlichen DemonstrantInnen. Flog ein Ei, wurden die Personalien des „Eierschmeißers“ aufgenommen, sein Gesicht wurde mit der Überwachungskamera aufgezeichnet, und zur Not wurde auch mal der Knüppel eingesetzt. Die Schülerinnen und Schüler wurden mit Recht ziemlich sauer! Als ein Schüler an den Haaren in die Bildungsbehörde gezerrt wurde und dort auf das Schlimmste von der Polizei verprügelt wurde, platzte den DemonstrantInnen der Kragen. Eier flogen in Unmengen, und nicht nur auf die Bildungsbehörde, sondern nun auch auf die Polizei. Das Resultat waren noch mehr Verhaftungen, Einsatz von Knüppeln und anderen Formen der rohen Gewalt. Als die Bildungssenatorin herauskam, um mit den wütenden Schülerinnen und Schülern zu reden, verkroch sie sich in einem Polizeiwagen. Die Leute, die auf der Hochstraße standen, hatten einen guten Überblick darüber, daß die Polizei anfing, die Menge einzukesseln. Maßnahmen, die man sonst nur von Antifa-Demos oder Anti-Castor-Demos kennt, wurden hier auf einer friedlichen SchülerInnendemo praktiziert. Zahlreiche SchülerInnen wurden verletzt.
Ganz Bremen ist sauer! Und wenn auch wegen der Schulschließungen nicht ein riesiger Protest ausgelöst worden wäre, durch diese Eskalation von seiten der Staatsmacht, ist er endgültig ausgelöst worden. Der Einsatz der Polizei war demzufolge ein Eigentor: Hatte der Senat gedacht, er könne die Schülerinnnen und Schüler durch diesen Einsatz verunsichern, hat er das Gegenteil erreicht! Wer uns so abwimmelt, darf nicht damit rechnen, daß wir es einfach hinnehmen! Der Protest geht weiter!!!
Silke Albensoender, GSV-Vorstandsmitglied
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