: Schreibende Schwedinnen
Majgull Axelsson steht in einer langen Tradition bedeutender Autorinnen, die (nicht nur) das literarische Leben in Schweden im 20. Jahrhundert geprägt haben.
Selma Lagerlöf (1858 bis 1940) war die Mitbegründerin des modernen schwedischen Romans. Werke wie „Gösta Berling“, „Jerusalem“ und „Nils Holgersson“ beeinflussten die Erzählprosa und Dramatik des gesamten 20. Jahrhunderts. 1909 erhielt sie den Literaturnobelpreis.
Viele Autorinnen beschäftigten sich Anfang des Jahrhunderts mit der sozialen Notlage schwedischer Frauen. Elin Wägner (1882 bis 1949) schilderte die moderne berufstätige Frau und die schwedische Frauenbewegung in Romanen wie „Der Federhalter“ oder „Åsa-Hanna“.
Von Moa Martinson (1890 bis 1964) erschienen zwanzig Romane über den harten Alltag der Fabrikarbeiterinnen und unfreien Häuslerfrauen sowie ein autobiografischer Zyklus.
Die weibliche Identität nahm sich Ulla Isakssons (geboren 1916) zum Thema. Ihr Roman „Paradiesmarkt“ erschien 1973 vielen Feministinnen als überholt und wurde deshalb kontrovers kritisiert. Auch schrieb sie Drehbücher für Ingmar Bergman, so etwa „Die Jungfrauenquelle“.
Sara Lidmann (geboren 1923) begann in den Fünfzigerjahren zu schreiben. Zunächst erschien ihr Roman „Der Teermeiler“ über Kleinbauern in der Provinz in schwedischem Dialekt. „Eisenbahnepos“ gehört zu den innovativsten Romanen der schwedischen Literatur. 1968 veröffentlichte sie „Gespräch in Hanoi“, das Interviews mit Bergleuten enthält.
Mit einem Romanzyklus über Arbeiterfrauen in Katrineholm, dessen erster Teil „Hexenringe“ 1973 erschien, begann die Karriere der 1933 geborenen Kerstin Ekman. Ihre Bedeutung als Autorin nahm in den folgenden Jahren immer mehr zu. Der Roman „Geschehnisse am Wasser“ von 1993 wurde in mehrere Sprachen übersetzt und ist einer der erfolgreichsten Romane der Neunzigerjahre.
In den Achtzigerjahren machten in erster Linie schwedische Lyrikerinnen von sich reden, darunter Katarina Frostenson (geboren 1953), Ann Jäderlund (geboren 1955) und Birgitta Lillpers (geboren 1958). Sie vor allem trugen zur Erneuerung der Lyrik in Schweden bei.
Als Spätberufene gilt Marianne Fredriksson. Erst 1980 schrieb sie ihren ersten Roman – da war sie immerhin schon 53. Vorher hatte sie als Journalistin für verschiedene schwedische Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet. Mit „Hannas Töchter“, 1997 in Deutschland erschienen, wurde sie auch über ihr Heimatland hinaus bekannt. Es folgten „Simon“ und „Inge und Mira“, die wochenlang auf den Bestsellerlisten zu finden waren.
Spricht man von schwedischen Autorinnen, darf natürlich Astrid Lindgren (geboren 1907) nicht fehlen. Sie ist die Kinderbuchautorin der modernen Welt. Ihr erstes Buch („Britt-Marie erleichtert ihr Herz“) erschien 1944, im Jahr darauf wurde ihr erster Pippi-Langstrumpf-Band veröffentlicht. Lindgren erhielt nie den Literaturnobelpreis. Seit 1996 ziert ihr Porträt eine Sechskronenbriefmarke.
CATHARINA RETZKE
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