: Schreibe nie zuviel über tote Fische
■ In Zusammenhang mit dem letztjährigen Fischsterben in der Saar wird jetzt gegen vier Journalisten ermittelt: Sie haben aus einem vertraulichen Gutachten zitiert
Saarbrücken (taz) - Wer im Juli 86 das Fischsterben in der Saar verursacht hat, interessiert die Saarbrücker Staatsanwaltschaft nicht mehr. Stattdessen ermittelt sie gegen vier Journalisten der Saarbrücker Zeitung und des Saarländischen Rundfunks, weil sie einzelne Passagen aus einem vertraulichen Gutachten über die möglichen Ursachen der Öko–Katastrophe veröffentlicht hatten. Wie der leitende Oberstaatsanwalt Willi Noss auf Anfrage der taz mitteilte, hat seine Behörde darüber hinaus noch ein zweites Ermittlungsverfahren gegen den unbekannten Informanten der Journalisten eingeleitet. Im Frühjahr war ein vertrauliches, gemeinsames Gutachten des Staatlichen Hygieneinstituts und des Landesamtes für Umweltschutz über eine eventuelle Beteiligung der Dillinger Hütte an dem Fischsterben an die Öffentlichkeit gelangt. Kaum wurde daraus zitiert, gab die Staatsanwaltschaft eine zweite Expertise in Auftrag - die das Ergebnis der ersten nicht bestätigte. Daraufhin stellten die Staatsanwälte das Ermittlungsverfahren ein. Allerdings sollen zwischen dem zweiten Gutachter und der Dillinger Hütte früher Beziehungen bestanden haben. Und der Chefredakteur der konservativen Saarbrücker Zeitung fragte gar, ob die Staatsanwaltschaft die Hütte schützen wollte, als sie das erste Gutachten zur geheimen Sache erklärte. Für ihn erhärtet sich jetzt, mit den Ermittlungen gegen die Journalisten, „zwangsläufig der Verdacht, da solle etwas unter den Teppich gekehrt werden“. Felix Kurz
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