Kommentar: Schrecken mit Ende
■ SPD: Aus dem Nichts erneuern?
„Zwei Jahre“, so wetteten gutmeinende SPD-Genossen am späteren Wahlabend, mehr gab der sich abzeichnenden rot-grünen Koalition niemand. Absurde Vorstellung: Wedemeiers Klammern an der Macht schien der Garant für Rot-grün. Seine Konsequenz aus der zweiten Wahlniederlage hat ihm - und uns diesen Schrecken ohne Ende erspart. Daß die AfB nicht verhindert wurde, muß der Spitzenmann der SPD seiner fehlenden Integrationskraft zurechnen.
Rot-grün weiterwurschteln geht jetzt nicht mehr, und das ist gut so. Die Bremer SPD steht vor ihrem Scherbenhaufen. Nur mit einem Lippenbekenntnis zur „Erneuerung“, wie 1991 geschehen, kommt sie nicht mehr heraus aus dem Tal. Von den Großstädten in NRW trennen die Bremer SPD inzwischen genau die 10 Prozentpunkte, die die AfB auf sich ziehen konnte.
Daß die SPD sich nun aus dem Schock erneuern kann, ist allerdings ein frommer Wunsch. Dazu bedürfte es einer ausgenommen starken Persönlichkeit, der die bisherige Denkweise der Unterbezirke und Klüngel beiseiteschieben kann. Aber wer würde dafür als Bürgermeister in den konkursreifen Zweistädtestaat kommen?
Alles riecht nach einer bremischen Lösung. Da die CDU die SPD jetzt noch nicht in die verdiente Opposition schicken kann, wird sie ihre auf dem Weg dahin die Hand zur Großen Koalition reichen - und rechtzeitig loslassen. Klaus Wolschner
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