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■ Schottische Kunststudenten entwickelten Lach-RecorderDiese merkwürdig zackigen Laute

Magische Momente lassen sich nicht rekonstruieren. Nie mehr werde ich zum Beispiel so lachen können, wie ich gelacht habe, als Christian von dem Hund „Twentytwo“ erzählte und warum „Twentytwo“ so heißt, wie er heißt. Und plötzlich fing Christian an zu lachen, wohl, weil ich so komisch guckte. Und während er anfing zu lachen, guckte er so komisch, daß ich aufhörte, komisch zu gucken, und selber anfangen mußte zu lachen. Daraufhin lachte er noch mehr usw.

Keinem Menschen kann man das so erklären, daß der es annähernd lustig findet. Ich selber habe Schwierigkeiten, das heute zu begreifen und darüber lachen zu können. Auch bin ich nicht sicher, welchen Anteil an dem Vorgang das von uns zuvor gerauchte Kraut hatte.

Mit solchen Rekonstruktionsdefiziten soll es nun vorbei sein. Vier Studenten der Glasgow School of Art haben hierzu einen Lach-Detektor mit einer Minivideokamera kombiniert. Die Idee ist, daß man die Kamera immer mitführt und in geselligen Runden, zum Beispiel in der Kneipe, in Aktion versetzt. Ein im Kreis laufendes Band nimmt alles auf, löscht es aber nach einiger Zeit wieder, da es eben im Kreis läuft. Ausnahme: Es wird gelacht.

In dem Falle nämlich, daß die Zwerchfelle so ordentlich arbeiten und die Münder so breit werden, daß sie diese merkwürdigen zackigen Laute ausstoßen, detektiert das Gerät umgehend das akustische Signal und weiß: Aha, jetzt ist es also soweit; die zwei vorangegangenen und die zwei folgenden Minuten muß ich speichern. Insgesamt also vier Minuten, die man sich dann später, so oft man will, noch einmal ansehen und anhören kann. Wer dann nicht noch mal lachen muß, dem ist wirklich nicht zu helfen.

Gut lachen haben die Erfinder Aileen Jackson, Gavin Wright, Susan Lamont und Susan Nimmo auf jeden Fall. Denn ihr Lachkamera- Konzept war immerhin überzeugend genug, um im kalifornischen Palo Alto alleine mit der Idee bereits einen ersten Preis einfahren zu können. Bei dem internationalen Wettbewerb ging es um das Entwerfen eines Computers, der einen zum Lachen bringt. Man muß zugeben, alleine die Idee des schottischen Quartetts macht einen schmunzeln.

Inzwischen hat sich die zunächst skurril anmutende Geschichte zu einer knallharten Geschäftsidee weiterentwickelt. Schon arbeiten die vier mit einer Firma an der Umsetzung. Der Lach-Recorder – bald im Supermarkt? Das universelle Gerät wäre dann auch im Urlaub einsetzbar. Und wer würde sich nicht über einen Mikrofilm statt einer Urlaubskarte freuen? Oder über die schönsten Urlaubsaufnahmen digitalisiert und direkt als E-Mail verschickt? Zum Beispiel von der Begegnung mit jenen Regenwaldindianern, als man sich mit Händen und Füßen verständlich machen mußte, bis plötzlich alle vor Lachen am Boden lagen. Schneller als eine gewöhnliche Postkarte ist das allemal und garantiert lustiger. Bleibt nur die Frage, ob man auch jederzeit die optimale Position für die Minikamera findet.

Ich jedenfalls hätte gern einen Mitschnitt von jener Nacht, als Christian mir erzählte, warum „Twentytwo“ „Twentytwo“ heißt. Das habe ich nämlich vor lauter Lachen nicht mehr mitgekriegt. Karl Hübner

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