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Schottische Impressionen (schnarch) Von Susanne Fischer

Willkommen zum Diaabend! Manchmal fahre ich auch irgendwohin, und hinterher entkommen Sie mir nicht. Bitte Platz zu nehmen. Das Motto des Abends lautet: „Drei Wochen in zwei Pullovern.“ Oder war es umgekehrt? Das habe ich schon vergessen, auf jeden Fall hat es meistens geregnet. „Zwei nasse Wochen in drei nassen Pullovern“, könnte der Abend auch heißen, aber dann würden Sie ja wieder nicht kommen. Da, mein erstes Bild: viel rosa, wie? Jawohl, das sind wirklich Klokacheln. Aber nicht irgendwelche Klokacheln. Das sind die rosa Klokacheln vom „Award Winning Loo of the Year 1991“, wenn ich frei übersetzen darf: vom Klo des Jahres. Allerdings vom Klo des Jahres 1991, wie ich zugeben muß. Das Klo des Jahres 1995 habe ich leider nicht gefunden, obwohl ich in alle mir erreichbaren schottischen Klos hineingeschaut habe. Vielleicht hat ja ein Herrenklo den Preis gewonnen. Herrenklos sollen aber meist nicht so schön sein wie Damenklos, und statt „Stell dir vor, es ist Krieg, und du bist ein Fisch ohne Fahrrad“ sind unappetitliche Bemerkungen an die Wände geschrieben. Ich würde niemals einem Herrenklo einen Preis verleihen. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mir nicht vorstellen, daß das Klo des Jahres 1991 noch zu toppen ist. Vielleicht haben die Schotten das auch längst eingesehen und die Preisverleihung eingestellt. Das klasserosa Klo des Jahres 1991 befindet sich übrigens in der Royal Destillerie of Lochnagar, gleich neben dem schottischen Sommersitz der königlichen Familie. Da wollten sich die Whiskybrenner wohl nicht lumpen lassen. Auf meinem nächsten Bild sehen Sie den Nebel. Geben Sie sich keine Mühe, ich kenne alle Tricks und habe die Tür von meinem Diavorführraum natürlich abgeschlossen. Und es ist ja auch nicht irgendein Nebel, sondern der Nebel, in dem einst Cäsars 9. Legion verlorenging. Jawohl, im schottischen Nebel verschwanden Tausende römischer Soldaten, und keine einzige Sandale ist seitdem wieder aufgetaucht. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen. Das wünschten Sie sich auch? Dann werden Sie nachsitzen und sich meine besten Nebeldias aus den vergangenen zwanzig Jahren angucken müssen. Das tut mir zwar leid für Sie, aber in meiner Kolumne bestimme immer noch ich. Da, jetzt, das ist spannend: Das ist das Massaker der blutrünstigen Campbells an den Macdonalds. Zugegeben, es ist schon ein paar Jahrhunderte her. Was heißt hier, das sieht aus wie Rosinen im Nebel? Na schön, es ist nicht das Originalmassaker. Doch, es ist doch das Originalmassaker, bloß eben nachgestellt in einer Schüssel mit Brotpudding und Rosinen. Daran habe ich lange gearbeitet! Allein die Schlucht von Glencoe richtig hinzukriegen, war nicht leicht, schon weil meine Reisegefährten andauernd die Campbells aufgefressen haben. Andere Leute bauen aus Streichhölzern den Kölner Dom nach oder aus altem Kaugummi das Klo des Jahres. Wo ist das Problem?

Und hier kommt der Schotte. Na ja, er ist da gleich hinter dem Nebel, aber es ist wirklich ein waschechter Schotte: so was von authentisch, der Mann. Denken Sie sich den Nebel weg, dann sehen Sie's ja selbst. Oder ist das jetzt, warten Sie mal, das Bild, wo er sich gerade auf dem Klo des Jahres versteckt hat? Ein Schottenrock hat eben auch seine guten Seiten.

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