: Schon wieder Tostedt
■ NPD hat wieder Stand angemeldet. Gemeinde befürchtet Versammlung
„Wir kommen wieder“ brüllten am vergangenen Samstag 250 Neonazis am Ende ihres Marsches in Tostedt. Schon am kommenden Wochenende könnte der Samtgemeinde der nächste Besuch der Rechten ins Haus stehen: Für Sonnabend liegt die Anmeldung für einen Informationsstand der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) vor. „Wir gehen davon aus, dass der Charakter der Veranstaltung aber ein anderer ist“, erklärt Dieter Hellberg, Sprecher der Samtgemeinde. Die Gemeinde befürchtet, dass die Nazis vielmehr eine Versammlung abhalten wollen.
Bereits am vergangenen Samstag hatte zwar der niedersächsische Landesvorsitzende der Jungen Nationaldemokraten, Danny Marquardt, den Aufmarsch angemeldet, aber geleitet wurde er von dem Tostedter Sascha Bothe, Chef des rechten Netzwerkes Blood & Honour Nordmark, und dem Hamburger Christian Worch, Führer des Aktionsbüro Nordeutschlands. „Wegen des ganzen Drumherum erscheint es uns“, so Hellberg, „als wenn auch diesmal eigentlich eine Veranstaltung in der Innenstadt geplant ist“. Denn für den Infostand soll auch bundesweit geworben worden sein.
„In Tostedt besteht ein harter Kern von circa 30 Neonazis“, vermutet Axel Gedaschko von der Kreisverwaltung Harburg: „Damit haben wir tatsächlich ein Problem“. 1995 finanzierte zwar die Samtgemeinde ein Streetworker-Projekt „Gegen Gewalt und politischen Extremismus“. Doch die Neonazis, nutzten das Projekt vielmehr, um eine feste Gruppe aufzubauen – weshalb der rechtsextreme „Hamburger Sturm“ das Projekt ausdrücklich lobte. Aus der Tostedter Szene kam es zu mehren gewaltätigen Übergriffen. 1996 griffen Skinheads das Jugendzentrum an und verletzten einen polnischen Jugendlichen schwer. Vor zwei Jahren überfielen sie eine Jugendgruppe und verletzten eine Frau lebensgefährlich. Das Streetworker-Projekt wurde unlängst eingestellt.
Die IG Metall Küste hat derweil einen „Konzert-Erlass“ zur Verhinderung von Neonazi-Konzerten gefordert. Es sei „unerträglich, dass Veranstaltungen möglich sind, mit denen Jugendliche an die rechtsextreme Struktur herangeführt wurden“, sagt der 1. Bevollmächtigte Bernhard Janßen. Andreas Speit
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