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Schon über 4.000 Robben tot

■ Ein Viertel des Bestandes ist verendet / Weitaus höhere Dunkelziffer wird vermutet

Kiel (dpa) - Das dramatische Seehundsterben in Nord- und Ostsee ist bereits weiter fortgeschritten, als bisher bekannt war. Nach Angaben des internationalen Gemeinsamen Wattenmeersekretariats in Wilhelmshaven (Niedersachsen) wurden bis zum Donnerstag abend weit mehr als 4.000 Tiere tot geborgen - rund ein Viertel des Bestandes. Allein in Schleswig-Holstein wurden am Donnerstag 71 verendete Seehunde eingesammelt.

Bisher hatte man von mindestens 3.400 Opfern des Massensterbens gewußt. In den letzten Tagen fehlten jedoch aktuelle Angaben aus Schweden und Norwegen. Jetzt wurde bekannt, daß in diesen beiden Ländern bis Mittwoch abend bereits etwa 1.500 tote Seehunde gefunden wurden. In Dänemark stieg die Zahl auf rund 1.400, in Schleswig -Holstein auf 1.078, in Niedersachsen auf etwa 120 und in den Niederlanden auf 68.

Nach Angaben des Sekretariatschefs Jens Enemark dürften in Norwegen und Schweden bereits weit mehr Seehunde gestorben sein. „Die Dunkelziffer liegt viel höher als im Wattenmeer, weil die Tiere an den steilen Klippen nicht so leicht angetrieben und geborgen werden wie an Strandküsten.“ Außerdem befürchtet Jens Enemark, daß das Sterben in den Niederlanden erst eingesetzt hat und demnächst erheblich anwachsen wird. Insgesamt sei man noch pessimistischer als noch vor einer Woche.

Zugleich wurde allerdings die Bestandzahl der Seehunde nach oben korrigiert. Bisher hatte man angenommen, daß vor Beginn des Sterbens rund 14.000 Seehunde die Nord- und Ostsee bevölkerten. Aufgrund veränderter Zahlen aus Skandinavien gehe man jetzt von etwa 16.000 Tieren aus, sagte Enemark ein Viertel davon ist jetzt bereits gestorben.

Zu den am Vortag bekannt gewordenen Funden von Lungenwürmern bei sezierten Seehunden sagte eine Biologin des Sekretariats, Experten an der Küste hielten die Würmer nicht für die Todesursache. Parasiten in Seehunden seien normal. Bei einer Lungenentzündung könnten sie sich jedoch übermäßig vermehren.

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