: Schöner Schein
■ Zur jüngsten Verhaftungswelle in Ost–Berlin
Außer Honeckers Westbesuch verbuchte die DDR– Führung auch bei der 750–Jahrfeier internationale Reputation. Aktion in der Umweltbibliothek und die folgende Welle von Festnahmen kommen nicht von ungefähr und sollen offensichtlich Signal–und Abschreckungswirkung haben. Für die im Zeichen von Glasnost und Perestroika widerwillig gewährten Freiräume DDR–kritischer, aber immer noch DDR–loyaler Gruppen (Wolfgang Templin: „Ich bleibe im Lande und wehre mich redlich.“) wird jetzt die Quittung präsentiert. Gerade im letzten Jahr ist das Selbstbewußtsein dieser Gruppen gewachsen. In einem Brief an Gorbatschow wiesen sie auf mangelnde Umgestaltung in der DDR hin. Mit dem Kirchentag von Unten und der Umweltbibliothek gelang es, einen Ort zu finden, der über die bisherigen Privatzirkel hinaus stärkere Gemeinsamkeit erlaubte. Mit der Meinungsfreiheit aber, auch wenn sie nach der DDR–Verfassung verbrieftes Recht ist, tut man sich offensichtlich schwer. Umdenken gehört bislang kaum zum Repertoire, um den DDR–Sozialismus nicht nur störungsfrei, sondern auch attraktiv zu gestalten. Karla Trux
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen