: Schöner Schein
■ betr.: „Sesselpupsen ist ange sagt!“, taz vom 15. 4. 97
Als jemand, der als Berufsschwuler einen kleinen Teil der schönen schwulen (Berliner) Welt verändert hat und von Hinzpeter mehrfach fair zitiert wird, stehe ich sicher nicht im Verdacht, zu den düpierten Interessenvertretern zu gehören.
Vieles von Hinzpeter befürworte ich ausdrücklich. Doch diskriminiert wird unverändert, nur nicht mehr so offen. Schwule werden in einigen Bereichen noch immer überproportional Opfer schwerer Straftaten.
Wenn ich mir als 60jähriger Hetero eine 18jährige Prostituierte nach Hause hole und dann Opfer eines Raubes werde, behandelt man mich bei der nachfolgenden Polizeiarbeit wie ein Verbrechensopfer, und außerdem bin ich ein toller Hecht.
Bin ich schwul, muß ich bei identischen Voraussetzungen damit rechnen, daß meine Wohnung nach Kinderpornos durchsucht wird. Nur, weil Heteropolizisten alle homosexuellen Männer noch immer für Kinderficker halten.
Wenn sich ein schwuler Sportverein „Vorspiel – Schwuler Sportverein“ nennt, kommt er in einige Berliner Sportverbände und in den LSB, doch der Leichtathletikverband schmettert ihn ab. Erst läßt er klagen und fünf Jahre später – am 10. 4. 97 initiiert er beim Verbandstag schnell eine geheime Abstimmung und reibt sich beim Ergebnis 46 zu 41, bei sieben Enthaltungen gegen den Antrag vergnügt die Hände. Demokratisch gehandelt, alles legal, illegal, scheißegal. Beide Beispiele aktuell aus Berlin.
Nein, bei allem schönen Schein, ich möchte doch kein Schwuler sein. Heinz Uth, ehem. Schwulenbe-
auftragter der Berliner Polizei
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