piwik no script img

Schnüffler beim Chaos–Computer–Club

■ Das Bundeskriminalamt und französische Polizisten durchsuchten die Privaträume dreier Hacker vom legendären Hamburger „Chaos Computer Club“ / CCC: Keine fremden Daten verändert oder gelöscht

Aus Hamburg Britte Jakobeit

Sieben Stunden lang durchsuchten Beamte des BKA am Montag die Privatwohnungen dreier Hacker des Chaos Computer Club (CCC) und die Redaktionsräume der Zeitschrift Datenschleuder in Hamburg. Begleitet wurden die Wiesbadener Herren des Morgengrauens von französischen Polizisten. Die Ermittlungen gründen sich auf den „bestehenden Verdacht des Ausspähens von Daten gemeinsam mit noch nicht ausreichend identifizierten Club–Mitgliedern.“ Bereits seit Herbst vergangenen Jahres, teilte die Hamburger Staatsanwaltschaft mit, lägen Anzeigen des europäischen Kernforschungszentrums (CERN) in Genf und einiger französischer Unternehmer gegen Clubmitglieder wegen „Hackings“ vor. Das Erscheinen der französischen Beamten stützt sich auf ein von den deutschen Behörden genehmigten Rechtshilfeantrag. Das Computerrecht im Nachbarland, so der legendäre Chaos–Vorsitzende Wau Holland, sei eines der ungerechtesten überhaupt. Deshalb vermute er, die Franzosen suchten nun das BKA als Zeuge und Rechtshilfe im Zusammenhang mit dem „Knacken“ des VAX–Computersystems der Firma Philips in Frankreich. Ausschlaggebend für die Ermittlung gegen den CCC dürften ebenfalls die im Zeitraum von Mai bis September 1987 von jugendlichen Experten geknackten Programme der NASA sein (taz vom 16.9.87). Dagegen, so Wau, habe man sich allerdings schon vor Monaten an wichtiger Stelle abgesichert, die Vorwürfe seien „schlichtweg haltlos.“ Wie der Pressesprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft Klemm mitteilte, bedürften die beschlagnahmten Magnetbänder, Disketten und Papiere einer „umfangreichen Auswertung.“ Dieser sieht der CCC ruhig entgegen. Er habe weder verändert, gelöscht, unterdrückt, gestört, noch Kennworte modifiziert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen