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■ Cash & CrashSchneider drückt die Bankenaktien

Berlin (taz) – Da haben die Großbanken in den letzten Wochen so wunderschöne Bilanzzahlen präsentiert und saftige Dividendenerhöhungen angekündigt. Aber dann kam dieser Jürgen Schneider und spuckte ihnen in die Suppe. Statt daß die Anleger an der Börse fleißig weiter Aktien der boomenden Finanzinstitute kaufen, drückt – zusätzlich zu dem gestrigen Kurseinbruch, der durch die Zinserhöhungen in den USA ausgelöst wurde – der Kollaps des Immobilienimperiums die Kurse der Bankenaktien.

Auch wenn 40 Banken Gläubiger der Schneider-Gruppe sind, sind nicht alle in gleichem Maße betroffen. Die Commerzbank etwa, die sich mit Krediten an Schneider vergleichsweise zurückgehalten hat (sie sollen zwischen 100 und 200 Millionen Mark liegen), verzeichnete nur einen geringen Kursrückgang: von 360 Mark pro Aktie am 12. April, dem Tag, bevor Schneiders Verschwinden bekanntwurde, auf 348 Mark gestern.

Die Deutsche Bank dagegen, mit etwa 1,3 Milliaden Mark die größte Schneider-Gläubigerin, mußte in den letzten Tagen einen regelrechten Kursrutsch hinnehmen, von 791 Mark pro Aktie am Dienstag vergangener Woche auf jetzt 748 Mark. Das sind immerhin fast fünfeinhalb Prozent.

Gestern fielen zwar sämtliche wichtigen Aktienkurse auch in Deutschland. Doch insgesamt gerieten die Banken in den letzten Tagen erheblich stärker unter Druck als alle anderen Branchen. Dabei ist noch überhaupt nicht bekannt, in welchem Umfang die einzelnen Banken tatsächlich durch die Schneider-Pleite belastet werden. Schließlich können sie darauf verweisen, daß fast alle eingeräumten Kredite grundpfandrechtlich abgesichert sind. Umfangreiche Abschreibungen, die die Gewinnerwartung deutlich trüben würden, dürften also bei den meisten Banken nicht notwendig werden.

Wenn die Kreditinstitute nur ein wenig Geduld aufbrächten und nicht fertiggestellte Schneider-Investitionen in Eigenregie weiterführen würden, so die weniger nervösen Börsianer, dann könnten sie in ein paar Jahren womöglich sogar Gewinne mit dem Immobilienverkauf machen.

Geduld gehört jedoch nicht zu den herausragenden Charaktereigenschaften von Spekulanten, und deshalb wird wohl die Spekulation gegen die Bankenaktien noch einige Zeit weitergehen. lieb

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