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Schnauzbärtige Posen der Vergangenheit

■ Das Hot Jazz Meeting hebt gefälligen Pop-Jazz und altbekannte Lokalmatadoren ins Programm

Als Jazz-Aficionado durchläuft man gerade ein Tal der Tränen. Ganz froh kan man schon sein, wenn McCoy Tyner seinen dahingeschiedenen Weggefährten John Coltrane nachstellt. Und das alljährlich stattfindende „Hot Jazz Meeting“ muß einem doch gleich zu Jahresbeginn einen Schlag versetzen und einen endgültig darin bestätigen, daß der schon oft totgesagte zeitgenössische Jazz zumindest hier nun wirklich keinen Mucks mehr macht.

Auch am kommenden Samstag findet wieder pure Gefälligkeit zusammen, um sich die Zeit auf der Bühne zu vertreiben. Doch wer soll eigentlich zuhören oder beifällig nicken, wenn etwa der als „Deutschlands Jazz-Hoffnung“ präsentierte Till Brönner (Foto) an der Trompete „What's Going on“ von Marvin Gaye zu einem Muzak verquast, den manches Kaufhaus ausrangiert? Bekannt wurde Brönner, der im RIAS-Tanzorchester seine Karriere startete, durch die Auftritte in der Viva-Show „Ma Kuck'n“ des renommierten Jazz-Impresarios Stefan Raab.

Obwohl ihn auf Midnight mit Michael Brecker am Tenorsaxophon und Dennis Chambers am Schlagzeug altgediente Musikanten begleiten, erstarrt unter seiner Luftklappe alles im Klischee, in der Pose. In der abgenudelten Pose des einsamen Trompeters lehnt er auch auf dem CD-Cover an einer Backsteinmauer, selbstredend in Blau ausgeleuchtet. Ist ja schließlich Jazz, nicht wahr?

Nach Brönner darf Axel Zwingenberger, den schon sein geföhnter Schnauzer verrät, seinen Boogie Woogie ins Piano klopfen. Seit zwanzig Jahren betreibt das Hamburger Urgestein nun schon seine musikhistorische Denkmalpflege am Boogie-Piano. Danach wird die Münster's Old Merry Tale Jazz Band ihren Heimatturf, den Dennis Swing Club, mit dem CCH vertauschen. Die in ihrer vierzigjährigen Bandgeschichte schon etwas angegrauten acht Herren machen dabei den Eindruck eines trinkfesten Shantychors, dessen New-Orleans-Jazz wenig bis gar nichts mit Innovationen zu tun haben will. Unterstützt wird das Oktett von Roy Williams, der im Waschzettel rundweg als „Englands bester Posaunist“ geführt wird.

Da die mageren Acts jeweils zwei Auftritte bestreiten, zieht sich das Programm aber dennoch bis 5 Uhr morgens hin. Na denn. vom Humphrey Lyttelton & Band / Axel Zwingenberger / Gene Harris Quartet / Till Brönner Quartett / Münster's Old Merry Tale Jazzband + Roy Williams: Sa, 11. Januar, CCH Saal 1-5, ab 19 Uhr

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