: „Schnat Schalom“
■ Ein Jahr des Friedens
Wir Juden feiern dieses Jahr die hohen Feiertage mit mehr Zuversicht auf Frieden als bisher. Wir wünschten uns immer: „Schnat Schalom“ – nun könnte es Wirklichkeit werden. Aber zum Zurücklehnen ist es noch zu früh.
Das Abkommen über die gegenseitige Anerkennung zwischen Israel und der PLO – nicht „Annäherung“, wie Jerzy Kanal im Tagespiegel sagt – ist ganz sicher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dafür sind wir seit Jahren eingetreten, dafür sind unsere Freunde von der israelischen Friedensbewegung bis vor kurzem sogar noch ins Gefängnis gegangen.
Wäre das Abkommen schon früher gekommen – und es wäre möglich gewesen –, wären uns viel Blut, Krüppel und Tränen auf beiden Seiten erspart geblieben. Und gerade als Juden sollten wir feststellen: Die starre Haltung Israels nach 1967 war die eigentliche Voraussetzung für den nationalen und religiösen Extremismus auf beiden Seiten.
Israel hatte bislang die nationale Identität der Palästinenser geleugnet und umgekehrt. Wenn jetzt an die Stelle solcher törichter Verleugnungen und Vernichtungsphantasien die Idee und eine praktische Politik der Koexistenz tritt, ist das gut!
Viel wird jedoch davon abhängen, ob die jüdische Siedlungstätigkeit in den besetzten Gebieten „eingefroren“ wird. Und vor allem darf es unter dem Namen Koexistenz nicht zu einer Homeland- oder Bantustan-Politik gegenüber den Palästinensern kommen und nicht zu einer Fortsetzung von Militärrecht und Menschenverletzungen.
Daß es wirklich zu einer fruchtbaren Koexistenz kommt, dafür müssen sich die israelische Friedensbewegung und wir Juden außerhalb Israels mit allen Kräften einsetzen. Dr. Peter Moses-Krause, Alisa Fuss, Jüdische Gruppe Berlin
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