■ Störzeile: Schlimme Finger
Er ist ein rechter Rotzlöffel, der Effenberg aus Eppendorf, keine Frage. Ein mittelmäßiger Fußball-Profi ist er und ein spätpubertäres Früchtchen, und einen schlimmen Mittelfinger hat er auch noch. Ersteres hat ihn 33 Spiele lang dafür qualifiziert, zunächst west- und nun auch gesamtdeutsch das Leder zu treten; zweites wurde ihm jahrelang mit bewundernswerter Toleranz nachgesehen. Letzteres jedoch hat ihm nun einen verfrühten Urlaub eingebracht: Dreifache Ungerechtigkeit.
Schließlich hat der Mann doch nur in Zeichensprache übersetzt, was er und die allermeisten seiner Berufskollegen über die denken, die sich Fans nennen. Und hat damit ausnahmsweise mal recht: Wer wochenlang schwarzrotgold-geschminkt durch Amilands Stadien pilgert, um Jungunternehmern bei der eher mittelprächtigen Ausübung ihres Berufes kostenpflichtig zuzuschauen, hat auch nichts anderes verdient.
Doch da sei St. Egidius vor, Präsident des Deutschen Fußballbundes und als solcher scheinheiliger Hüter von Tugend und Jugend. Rassistische Pöbeleien gegen farbige Mitspieler oder die sexistischen Entgleisungen des obersten deutschen Balltreters Lothar M. – Kavaliersdelikte eben, so wie Falschparken. Aber diese geradezu ekelerregende Geste, die sogar schon unbescholtenen Autofahrern Beleidigungsklagen eingebracht haben soll – da kann es nur die Rote Karte geben.
Und der Mann aus Korschenbroich zückt sie untertänigst. Und tritt auch noch nach. Solange er der Bundes-Berti sei, stehe der schlimme Finger aus Hamburg unter Quarantäne.
Welch eine Drohung: Berti, der Brave oder Stefan, der Schnösel. Da fällt die Wahl nicht leicht. Sven-Michael Veit
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