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Schleim für Speiseeis

■ Was Mikroorganismen alles können / In der größten europäischen Sammlung in Braunschweig werden sie analysiert, gehegt und verkauft

Braunschweig Nirgendwo in Europa gibt es so viele verschiedene Bakterien wie in Braunschweig. Auf mehr als 11.500 Stämme und Zellkulturen summiert sich die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen (DSM), die Forschungseinrichtungen und Industriebetriebe beliefert.

Bakterien sind von großem Interesse, weil sie in den Jahrmillionen ihrer Evolution ungezählte chemische Reaktionen „erlernt“ haben. Einige machen Milch zu Joghurt, andere scheiden einen Schleim aus, der Speiseeis geschmeidig hält, oder sie bauen Erdöl ab. „Wir nutzen hier ausschließlich die natürlichen Eigenschaften der Bakterien, haben keine gentechnisch veränderten Organismen im Angebot“, berichtet Barbara Lehnberg. Dabei kennen die Forscher bislang „bestürzend wenige“ Mikroorganismen, wahrscheinlich nur etwa fünf Prozent. Die Identifizierung ist daher eine der wichtigsten Aufgaben.

Liefert ein Forscher einen unbekannten Stamm ein, kostet ihn dessen Klassifizierung zwischen 500 und 2500 Mark. Weil sich die unübersehbare Zahl der Bakterien unter dem Mikroskop sehr ähnelt, müssen oft die chemischen Bestandteile identifiziert werden. Nach der computergestützen Recherche in internationalen Datanbanken können die Stämme dann eingeordnet werden. Billiger sind Bakterien, wenn sie ersteinmal kultiviert sind. Dann ist ein Stamm ab 55 Mark zu haben; 4.000 Anforderungen erreichen die DSM jährlich.

Bis die Mikroorganismen jedoch für Forschung oder Produktion abgerufen und dazu wieder angezüchtet werden, ruhen sie gefriergetrocknet in Kältekammern oder bei minus 176 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff. Dadurch wird verhindert, daß sie beim Wachsen mutieren und dadurch ihre speziellen Fähigkeiten verlieren. Das Einfrieren von Organismen- und Zellkulturen hat aber noch andere Vorteile. So entsteht eine Bank mit genetischem Material, die den Menschen auch nach der Vernichtung ganzer Biotope zur Verfügung steht.

Mit ihrer Arbeit hat sich die DSM, die größte Einrichtung iin Europa, einen guten Namen gemacht. Von 1996 wird sie ein Institut der Blauen Liste und damit je zur Hälfe vom Bund und den Bundesländern getragen. „Damit ist unser Bestand gesichert, und wir können auch weiterhin sammeln, was wissenschaftlich interessant ist und nicht unbedingt kommerziell erfolgreich sein muß“, sagt Lehnberg. dpa

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