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Schlechter Witz

■ betr.: „Orthographischer Terroris mus“, taz vom 8.10. 96

Ich bin Schülerin der 10. Klasse eines Gymnasiums, abgesehen davon auch noch Legasthenikerin. Also sollte ich mich doch eigentlich über eine Vereinfachung der Rechtschreibung freuen. Tu' ich aber nicht. Habe ich doch jahrelang Regeln lernen müssen, die jetzt bald falsch sein sollen.

Alle meine Bücher sollen dann falsch sein. Und ich sage Euch, diese Reform wird ein absolutes Chaos in allen Schulen verursachen. Die Lehrer werden selber Schwierigkeiten haben, die neuen Regeln zu erlernen, und in der Übergangszeit kann man sich die gehaßten Diktate sparen, weil niemand mehr weiß, wie etwas geschrieben wird.

Das Argument, daß die Schulbücher alle sechs Jahre überholt werden, klingt für mich wie ein schlechter Witz. Stammen unsere Deutschbücher doch aus den frühen siebziger Jahren, damit aus der Zeit unserer Eltern. Oder noch besser: unsere Erdkundebücher, die den Schwerpunkt Deutschland haben, sind alle noch auf dem Stand von vor der Wiedervereinigung, und nur eines der 27 Bücher, die in unserer Klasse in Gebrauch sind, hat ein Heftchen eingeklebt, in dem steht, daß da eine Mauer weg ist.

Soviel zu der Neuheit unserer Bücher. Deshalb gehe ich davon aus, daß es mindestens 20 Jahre dauert, bis alle Bücher auf dem neuesten Stand sind, und das bedeutet, 20 Jahre Chaos in den Schulen. Na dann noch viel Spaß. Anna Bohde, Flensburg

Liebe deutsche Schriftsteller! Eine Sprache läßt sich nicht durch Beamtenverordnungen „reformieren“. Eine Sprache entwickelt sich – und bleibt lebendig – allein durch die Praxis. Also, schreiben Sie, was Sie für richtig halten; und vor allem, schreiben Sie, wieSie es für richtig halten. Sonst degradieren Sie sich nur zu feigen Anpassern. Widerstand jetzt! Roy Kift, Dortmund

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