: Schlecht fürs Geschäft mit Japan
■ Pekinger Polizei löst Pressekonferenz von Frauen auf, die über ihre Leiden unter japanischer Besatzung sprechen
Tokio/Peking (AP) – In Peking hat die Polizei eine Pressekonferenz aufgelöst, auf der eine Gruppe von Frauen über ihre Leiden als Zwangsprostituierte der japanischen Truppen im Zweiten Weltkrieg berichten wollten. Mindestens eine der Organisatorinnen wurde festgenommen. Anwesenden Journalisten wurde untersagt, über die Konferenz und deren Auflösung durch die Polizei zu berichten.
Die 15 Kriegsopfer hatten gestern in Tokio Klage gegen die japanische Regierung erhoben. Sie verlangen eine Entschädigung von je rund drei Millionen Mark. Nach Auskunft der Anwälte hatten die chinesischen Behörden – im Zusammenspiel mit der japanischen Regierung – jedoch die Ausstellung der nötigen Reisepapiere verzögert und so dafür gesorgt, daß keine der Klägerinnen persönlich nach Tokio fahren konnte. Unter den Klägern sind neben mißbrauchten Frauen auch die Familienangehörigen dreier Chinesen, an denen die japanische Armee biologische Versuche vorgenommen hat. Derzeit sind in Japan bereits rund 25 vergleichbare Fällen anhängig; geklagt wurde vorwiegend von früheren koreanischen und philippinischen mißbrauchten Frauen.
Die chinesische Regierung läßt zwar private Entschädigungsforderungen von Kriegsopfern offiziell zu; entsprechende Versuche werden jedoch regelmäßig behindert. Grund ist offenbar der Wunsch, eine Brüskierung Japans zu vermeiden, das Chinas wichtigster Handelspartner ist. Nach offiziellen Angaben aus Peking kamen während der 14 Jahre dauernden japanischen Besatzung Chinas rund 35 Millionen Menschen ums Leben.
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