■ Kommentar: Schlammschlacht
Die Entlassung des Umweltstaatsrates Uwe Lahl ist an den grünen Seelen nicht spurlos vorübergegangen: Die Grünen und ihr Umweltsenator haben die höchst schmerzliche Erfahrung machen müssen, an den hohen Ansprüchen gemessen worden zu sein, die sie selbst aufgestellt haben. Was von den Vorwürfen blieb, das war fehlendes Fingerspitzengefühl in einer schwierigen Situation. Und als die Sache ruchbar wurde, da hat der Staatsrat Panik bekommen und hat mit der wesentlichen Geschäftsführergeschichte hinterm Berg gehalten. Das ist politisch tödlich – aber menschlich verständlich.
Die Geschichte hatte harte Konsequenzen für alle Beteiligten, ein in der Politik ungewöhnlich schneller Schnitt wurde gemacht. Respekt! Was jetzt aber kommt, das ist das abgegriffene Politritual, das zu erwarten war: Kudella schmeißt mit Schlamm. Er fordert Lahl zum Harakiri auf, und mit welcher Begründung? „Fehlverhalten“, genauer hat es Kudella nicht. Der Angriff ist so niveaulos, daß er unter jeder geschlossenen Tür durchpaßt. Entweder Kudella kann Lahl nachweisen, daß er bei den Gutachten über die RABA tatsächlich manipuliert hat, oder er soll den Mund halten über „Fehlverhalten“. Das Fehlverhalten, das nachweisbar war, das ist nämlich schon geahndet. Oder Kudella soll sagen, worum es ihm wirklich geht, nämlich darum, die Müllverbrennung in Bremen doch noch durchzusetzen. Aber das, bitteschön, soll er doch in politischer Debatte versuchen und nicht mit Schlammschmeißen. Jochen Grabler
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