: Schilleroper-Konzept „nur eine Idee“
■ Behörden geben zu: Wucherverträge für Obdachlose verlängert
Als „unwahr“ weist Baudezernent Peter Gero Vorwürfe zurück, eigenmächtig gehandelt zu haben. Er soll weder die Sanierungsträgerin Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg), noch seine eigene Verwaltung über die umstrittene Verlängerung der Mietverträge an Obdachlose in den Schilleroper-Pavillons informiert haben (taz berichtete). „Die Steg kann das aus dem einfachen Grund nicht wissen, weil die Mietverträge noch gar nicht existieren“, ärgert sich Gero.
Steg-Sprecher Rüdiger Dohrendorf widerspricht dieser Darstellung: „Uns wurde am 1. Februar lediglich mitgeteilt, daß die Pavillons an der Schilleroper erneut mit zwölf Menschen belegt werden sollen.“ Die dortige Unterbringung ist umstritten, weil sich der Schiller-oper-Eigentümer erstens an dem Geschäft mit der Wohnungsbedürftigkeit Obdachloser eine goldene Nase verdient. Zweitens sollen seit nunmehr 16 Jahren in dem Gebiet mit hohem sozialen Konfliktpotential endlich Kultureinrichtungen in und rund um die Schilleroper einziehen. „Warum sollten wir sie leerstehen lassen, wenn wir andererseits nicht einmal ein Nutzungskonzept haben?“, rechtfertigt sich Gero.
Die Sozial- und Stadtentwicklungsbehörden beendeten die Verwirrung jetzt mit folgender Auskunft: Das Landessozialamt habe zu Jahresbeginn zwölf der ausgelaufenen Mietverträge befristet bis Ende 1996 verlängert. Die befremdliche Protokollnotiz des Sanierungsarbeitskreises vom 1. Februar, ein Professor Holzbauer aus Wien solle ein architektonisches Konzept für das Sanierungsgebiet Schilleroper erstellen, sei nichts weiter als „eine Idee“. Ohne Nutzungskonzept für die Schilleroper sei ein architektonisches Konzept „in der Tat völlig verfrüht“, so Steb-Sprecher Bernd Meyer. Von einer Auftragserteilung an den Architekten könne keine Rede sein.
Heike Haarhoff
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