Kommentar: Schilda
■ Bremerhaven versinkt im Filz-Sumpf
Bremerhaven – das Wort klingt in stadtbremischen Ohren wie Schilda. Die Bremerhavener brauchen sich über den Spott nicht zu wundern, schließlich jagt in ihrer Stadt ein Schildbürgerstreich den nächsten. Da gibt es die Stadtverordneten, die sich selbst zu Stadtältesten küren – und damit die Aufmerksamkeit der gesamten Republik auf sich lenken (immerhin interessierte sich dafür sogar Monitor und die Bild-Zeitung in ihrer Bundesausgabe). Wenig später packen die Abgeordneten ihre Koffer und reisen auf Kosten der Steuerzahler nach Genua (auch dafür interessierten sich die Medienvertreter landauf landab). Jetzt gibt es eine Neuauflage der Stadthallenaffäre. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich die bundesdeutschen Medien auch diesen Filzverwirrungen widmen. Warum bekam Krams die Stadthalle im Schlußverkauf vom Magistrat? Wieso stand so wenig in der Nordsee-Zeitung?
Und zu guter Letzt gibt es da noch den Ocean-Park, über den in der Seestadt niemand ein kritisches Wort verlieren darf, der nicht als Volksverräter gelten will. Doch die Schildbürgerstreiche haben auch ihr Gutes: Ganz Deutschland weiß jetzt, wo Bremerhaven liegt. Und ganz Deutschland kommt bestimmt in die Seestadt – nicht um Seeluft, sondern den Geruch von muffigen Filz zu schnuppern. Eine bessere PR-Aktion zur Tourismusförderung gibt es gar nicht. Wozu braucht Bremerhaven noch den Ocean-Park? Kerstin Schneider
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