: Scherf: „Mit Schulen im Gespräch“
■ Schule Lange Reihe fürchtet um Berufsschulzweig / „Gegen Sonderbeschulung und Ghettoisierung“
Bildungssenator Henning Scherf geht in die Lehre: Er will sich in den einzelnen Stadtteilen über die Lage der Schulen informieren. Beim gestrigen Besuch in der Schule Lange Reihe, einem Schulzentrum der Sekundarstufe II in Walle, mußte er sich gleich mit einem Papier seines neuen Dienstressorts auseinandersetzen: dem PeBeSch „Perspektiven Beruflicher Schulen“. Das
kennt er nach eigener Aussage noch nicht so genau, aber was es anrichtet, konnte er vor Ort bei Kaffee und Keksen vom Schulleiter und Lehrern erfahren.
Die Schule Lange Reihe ist stolz auf ihre Tradition, berufliche Bildung für Benachteiligte und insbesondere Frauen anzubieten. In den zwanziger Jahren als Hauswirtschaftsberufsschule,
in den fünfziger Jahren durch spezielle Klassen für ledige Mütter und heute mit Klassen nur für türkische Mädchen. Nun sollen die hauswirtschaftlichen Bildungsgänge von der Schule abgezogen und für die Benachteiligten eine Sonderberufsschule eingerichtet werden. Die Vorteile der integrierten Vollzeitklassen in der Schule Lange Reihe: Die beruflichen Vorbereitungsklassen
münden oftmals direkt in einen Ausbildungsvertrag mit dem Berufsbildungsinstitut, ohne daß die Auszubildenen in eine andere Schule wechseln müssen. Die türkischen Mädchen empfinden den getrennten Unterricht als Schonraum, der Selbstbewußtsein und Sprache fördert. Schulleiter August Hillebrand: „Ein Schulzentrum ohne Vollzeitklassen kann nicht integrieren. Viele der verhaltensauffälligen Schüler und Schülerinnen haben an gemeinsamen AGs mit den Gymnasiasten, zum Beispiel in Musik, Sport und Fotografie, teilgenommen.“ Und LehrerInnen und SchülerInnen haben gute Erfahrungen damit gemacht. Hillebrand: „Wir wehren uns gegen Sonderbeschulung und Ghettoisierung.“ Der Schulleiter befürchtet, daß dies nur der Anfang für ein Aus für die gesamte Berufsschule sein könnte. Schon jetzt fehlen LehrerInnen an allen Ecken und Enden - und das nicht nur in dieser Schule.
Henning Scherf: „Wir wollen mit den Schulleitern und den Schulaufsichtsbeamten im Gespräch bleiben“. Geplant sind weitere, ganztägige Besuche in einzelnen Schulen, Dienstbesprechungen mit den SchulleiterInnen, den VertreterInnen der Schulkonferenzen, den OrtamtsleiterInnen und BeiratssprecherInnen.
bea
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