■ Kommentar: Scheinheilige
Adrienne Goehler, Traute Müller, Maria Jepsen. Ganz gleich ob Wissenschaft, Politik oder Kirche – wo immer in Hamburg Frauen in Führungsämter streben und wo diese Frauen wohlmöglich noch einen neuen, kooperativen und hierachiefeindlichen Führungsstil entwickeln, steht die Front der männlichen Heckenschützen Gewehr bei Fuß. Die erbärmliche Art der Kritik, die stets unter die Gürtellinie zielt, offenbart die Schwäche des angeblich starken Geschlechts. Feine Herren, in ihrer aufgeblasenen Eitelkeit zutiefst gekränkt, wenn sie ihre angestammte Macht mit Frauen teilen müssen.
Die Posse um die Dienstvilla der ersten deutschen Bischöfin offenbart den ganzen klerikalen Männer-Muff. Wo sonst keine Kirchen-Krähe der anderen ein Auge aushackt, scharren sich die pastoralen Schwanz- und Würdenträger bereitwillig vor jedes aufgestellte Mikrophon, um gottesgleich über die angeblichen Verfehlungen ihrer ungeliebten Vorgesetzten zu richten.
Wenn der Eppendorfer Pastor Ulrich Rüß, BMW-fahrender Single und Bewohner eines großen Pastorenhauses mit Alsteranleger an der feinen Ludolfstraße, den ersten Stein auf Maria Jepsen wirft, ist das an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Mag der Kirche manches fehlen, um den Anforderungen des späten zwanzigsten Jahrhunderts gerecht zu werden, eines hat sie zuviel: Götter in Schwarz. Marco Carini
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