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Archiv-Artikel

Scheinheilige öffentliche Entrüstung

betr.: „An einem Tag am Strand“, taz vom 23. 7.08

wenn die Roma-mädchen „scheinbar gar nicht schwimmen konnten“, wieso sind sie dann ertrunken? wie können denn leichen „scheinbar irgendwo“ herumliegen? und wenn es sich um eine „scheinbar italienische badebevölkerung“ handelt, wieso teilt uns der autor die wirkliche nationalität der zuschauenden badegäste nicht einfach mit? anscheinend ist Simon Garreis die bedeutung von „scheinbar“ nicht klar: „scheinbar“ bedeutet: „sieht so aus, ist aber nicht so“, während „anscheinend“ nur bedeutet: „sieht so aus“ (und anscheinend war letzteres an allen drei genannten textstellen gemeint).

und noch etwas zum inhalt des artikels: der mahnende gestus bleibt ja ziemlich diffus. eigentlich skandalös ist ja nicht der (wie auch immer) von dem foto dokumentierte sachverhalt, sondern die scheinheilige öffentliche entrüstung, die sich an dem publizierten foto festgemacht hat. als moralisches korrektiv funktioniert die öffentlichkeit anscheinend nur scheinbar.

WINFRIED SCHUMACHER, Köln

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