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■ beiseiteSchein und Sein

Für Max (Vincent Cassel) steht eigentlich alles zum besten. Kurz vor der Heirat mit Freundin Muriel (Sandrine Kiberlain) soll der smarte Aufsteigertyp zum Vertragsabschluß nach Tokio jetten. Doch der seiner Karriere nachjagende Manager wird ziemlich schnell selbst, und zwar von seiner eigenen Vergangenheit, gejagt. Zufall oder Schicksal, auf dem Weg zum Geschäftsessen trifft Max erst auf den alten Freund Lucien (Jean-Philippe Ecoffey) und belauscht dann seine einstige Geliebte Lisa (Monica Bellucci) beim drastischen Gespräch im Telefonhäuschen: Es geht um Mord: „L'appartement“ ist zuerst ein Thriller und dann erst eine Liebesgeschichte. Max läßt Tokio links liegen und spürt der lange verschollenen Freundin nach, trifft schließlich auf eine zweite geheimnisvolle „Lisa“, die das Appartement der Gesuchten bewohnt, und auf Männer, die ihre Ehefrauen wegen einer von beiden unter die Erde brachten. Immer tiefer wird Max in das seltsame Spiel verstrickt. Zwischen den sandsteingrauen Pariser Straßenschluchten schickt Regisseur Gilles Mimoune die Figuren seines Spielfilmdebüts in ein raffiniertes Puzzle aus Schein und Sein. Illusion und Wirklichkeit werden durch geschickten Einsatz der filmischen Flickenstücke intelligent und überraschend verwoben. Der schnelle Schnitt und die knappe Sprache verleihen dem Ganzen das nötige Tempo. „Die eigene Erzählung“, so Mimoune über sein knapp zwei Stunden langes Werk, „geht mit den Charakteren durch. Was bleibt ihnen da übrig, als ihre Geschichte nachzubasteln.“ Das psychologische Spiel der jungen Darsteller und die überraschenden Wendungen saugen den Zuschauer schließlich mit in das Labyrinth aus Effekten und Emotionen. Verdienten Applaus erntete der Streifen von 1996 dafür auf seiner Berlin-Premiere auf dem letztjährigen „Beta“-Filmfestival. Christof Rasch

„L'appartement“ läuft ab heute täglich um 18 und 22 Uhr im Central & Eiszeitkino.

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