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Scharping bleibt Fraktionschef der SPD

■ 81,2 Prozent aller SPD-Bundestagsabgeordneten wählten Rudolf Scharping erneut zu ihrem Chef. Selbst Wehner hatte zwei Ergebnisse, die niedriger lagen

Bonn (taz) – Ohne großes Aufheben wurde Rudolf Scharping gestern als Fraktionsvorsitzender der SPD bestätigt. 190 der 240 anwesenden Abgeordneten stimmten für ihn, 35 gegen ihn und neun enthielten sich der Stimme. Sechs Stimmen waren ungültig. Damit wurde Scharping mit 81,2 Prozent in seinem Amt bestätigt. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.

Im vorigen Jahr hatte er 98 Prozent der Stimmen erhalten. SPD- Fraktionssprecher Sten Martenson verwies darauf, daß das neue Wahlergebnis für Scharping dem Schnitt der 70er Jahre entspreche: „Wehner hatte zwei Ergebnisse, die niedriger waren.“ In der Fraktion hielt man das Ergebnis für den Vorsitzenden „für ehrlich“. Scharping selbst hat seine Wiederwahl mit Erleichterung aufgenommen und gesagt, „das ist auch ein Ergebnis eigener Fehler“, das aber angesichts der derzeitigen Schwierigkeiten „außerordentlich befriedigend“ sei.

Auch für die Wahl der sechs Stellvertreter waren keine neue Kandidaten angetreten. Zur Wiederwahl stellten sich Rudolf Dreßler, Anke Fuchs, Ingrid Matthäus- Maier, Otto Schily, Wolfgang Thierse und Günter Verheugen. Doch bevor sie gewählt werden sollten, wollte eine Gruppe von rund 70 jungen Abgeordneten wissen, wie sich die stellvertretenden Fraktionsvorstitzenden ihre künftige Arbeit vorstellten. Das Wahlergebnis stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest.

Auf „richtig Krawall“ beim bevorstehenden Bundesparteitag der SPD im November in Mannheim hofft der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe nach dem SPD-Wahlergebnis in Berlin. Denn die Berliner hätten das „wirklich miserable Ergebnis mindestens zur Hälfte der Bonner Baracke zu verdanken“, sagte er dem Magazin Stern. Die Angriffe „egozentrischer Wichtigtuer“ gegen den Parteivorsitzenden Scharping erfüllten „teilweise schon den Tatbestand der Heimtücke“. Denjenigen, die aus der Reihe getanzt seien, „muß gesagt werden, was Sache ist“, forderte Stolpe. Der Stern berichtet weiter, daß das katastrophale Wahlergerbnis der Sozialdemokraten in Berlin im Bundestrend liege. Nach der Veröffentlichung ist die Partei auch bundesweit unter 30 Prozent gefallen. Entsprechende demoskopische Erkenntnisse lägen im Kanzleramt vor, heißt es. Danach kämen die Unionsparteien derzeit auf 47 Prozent der Stimmen. Karin Nink

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