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Scharfe Vorwürfe an die UNO

■ SPD-MdB Duve: Verzweiflung im bosnischen Tuzla

Bonn (taz) – Mit der Forderung, endlich eine öffentliche Diskussion über die Beendigung des in Bosnien stattfindenden „Vertreibungsterrors“ in Gang zu setzen, kehrte SPD-MdB Freimut Duve von seiner gerade beendeten Reise in die eingeschlossene Region Tuzla zurück. Duve hatte sich in Tuzla unter anderem über die Versorgungssituation informiert.

Die Region Tuzla mit ihren insgesamt etwa 800.000 Bewohnern könne derzeit nur auf einer schwer zu passierenden Schlammstraße erreicht werden, die zudem dem Beschuß der Tschetniks ausgesetzt sei, berichtete Duve gestern in Bonn. Die UNO müsse umgehend ihren Auftrag ändern, und die lebensnotwendige Verbindung „militärisch“ sichern.

Durch den Fall Cerskas und die Bedrohung Sebrenicas die psychologische Lage der Menschen „dramatisch verändert“, nachdem bislang die Verteilung der Hilfsgüter gut organisiert wurde. Viele der Bewohner befürchteten, daß sie in Kürze ein ähnliches Schicksal erleiden müssen. Die Mehrheit der Bevölkerung befürworte daher immer noch, im Falle eines serbischen Angriffs, das Chlorwerk in die Luft zu sprengen, um so mit einem „freiwilligen Massenselbstmord“ dem Vertreibungsterror zu entgehen. Die bedrohten Menschen hätten den Eindruck, sagte Duve, „daß ihnen Europa beim Tod lediglich zuschaue und beim Sterben ernähre“.

Scharfe Vorwürfe richtete Duve auch an die Vereinten Nationen, die es letztlich erst durch die Art und Weise ihrer Verhandlungen den Tschetniks ermöglicht habe, „auf Zeit zu spielen“. Geeignete Möglichkeiten der Waffenhilfe für die „völlig waffenlose“ bosnische Armee hätte man im letzten Jahr verstreichen lassen. (Vgl. dazu auch die Reportage aus Tuzla, Seite 11.)Hasso Suliak

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