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Schall und Rauch

1979: In einem langen Interview malt der 81jährige Herbert Marcuse, dessen Theorie von der „repressiven Toleranz“ die 68er Revolte beflügelte, ein optimistisches Zukunftsbild. Seine Hoffnung auf den Zusammenbruch des Kapitalismus ist ungebrochen. Zu Beginn des Gesprächs meldet der Kettenraucher aber Protest an: „Ich muß mit der Repression anfangen. Rauchverbot! Um mich noch mehr zu reizen, werde ich meine Zigarette vor mich hinlegen.“

1996: Die Repression gegen die Raucher verschärft sich weltweit. Während die einen staatliche Verordnungen passiv hinnehmen, begehren andere auf. Mit zivilem Ungehorsam wollen Italiens Raucher im ganzen Land gegen das Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen protestieren. Wie Giuliano Bianucci, Präsident des 65.000 Mitglieder starken „Verbandes der italienischen Raucher, ankündigt, sollen in zwanzig Städten „Task forces“ von je fünfzig Rauchern Amtsstuben aufsuchen und die Bediensteten einnebeln.

2013: Die Bundestagsfraktionen haben ihren Mitgliedern Stimmfreigabe gegeben. Allein ihrem Gewissen und ihrer Lunge verpflichtet, sollen sie ihre Stimme für oder gegen die Aufnahme eines generellen Rauchverbots in die Verfassung abgeben. Die Versicherungslobby, unterstützt von den Grünen, setzt sich gegen die Tabaklobby, unterstützt von den Gewerkschaften, die vor einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit warnen, durch. Ab sofort warnt der Gesundheitsminister nicht mehr. Fortan verbietet er.

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