Schalke gegen Porto: Auf dass die Null stehe!
Schalke spielt zum ersten Mal in der K.-o.-Runde der Champions League. Gegen den FC Porto ist vor allem die Abwehr gefragt. Die ließ zuletzt zu wünschen übrig.
Der "Tankbier-Spezialist" rollte gestern dicke Schläuche aus, um die Behälter mit dem bei internationalen Partien vorgeschriebenen alkoholfreien Bier zu füllen. Ein eifriger Mitarbeiter des FC Schalke zupfte mit einer langen Stange die Fahnen am Eingangstor zur Arena glatt. Es ist alles hergerichtet zu einem der größten Spiele in der Vereinsgeschichte. Schalke 04 trifft heute (20.45 Uhr, Premiere) im Achtelfinalhinspiel der Champions League auf den FC Porto, der die Trophäe 2004 in Gelsenkirchen gewann und daher auf seiner Internetseite vom "Flug ins Paradies" schreibt.
Zum ersten Mal im dritten Versuch erreichte der Bundesligist die K.-o.-Runde. Trotzdem durfte Andreas Müller bei der guten Fee nur einen Wunsch äußern. "Ein Sieg ohne Gegentor", sagte er, wie das auch Manager des FC Barcelona oder FC Chelsea machen, die kaum die Zahl ihrer K.-o.-Spiele kennen werden. Trotzdem lohnt es sich, den Wunsch zu erwähnen, denn er deutet auf eine Sorge hin, die der FC Schalke lange Zeit nicht kannte. Spiele ohne Gegentor waren in der vergangenen Bundesligasaison keine Zeile wert. Achtmal hatten es die Königsblauen im vergleichbaren Zeitraum geschafft. Nun sind es nur vier Spiele mit der Null auf der für sie richtigen Seite. In den vergangenen sieben Partien gelang es kein einziges Mal, ohne Gegentor zu bleiben.
Marcelo Bordon stellte sich am Freitag an die Spitze derer, die ein Defensivproblem bei den Schalkern ausgemacht haben. Mit stocksaurer Miene regte er sich nach dem 1:2 gegen den VfL Wolfsburg darüber auf, die Führung noch aus der Hand gegeben zu haben. Auch das passiert den Schalkern in dieser Saison häufig.
Bordons Kritik war allgemein gehalten, doch die daueroffensiven Außenverteidiger Rafinha und Heiko Westermann durften sich getrost angesprochen fühlen. "Wir müssen nach einem 1:0 viel schlauer spielen, kompakter stehen und auf Konter aus sein", sagte Mirko Slomka gestern. Ein "noch größeres Ziel" als ein Sieg gegen den souveränen portugiesischen Tabellenführer sei es, "zu null zu spielen", deutete der Trainer an, dem Wunsch Bordons nachzukommen. Der Kapitän glaubt, dass nur nach einem Spiel ohne Gegentor eine realistische Chance besteht, das Viertelfinale zu erreichen: "Wenn wir ein Tor kassieren, wird es sehr, sehr schwierig."
Die Ursachenforschung für die im Vergleich zu vergangenen Jahren wackelige Defensive führt auch beim Trainer zum Torwart. "Die Kritik an Manuel Neuer ist nicht spurlos an ihm und den anderen vorbeigegangen. Da macht sich Unsicherheit breit", sagte Slomka. Der Trainer zeigte sich gestern - wie immer - bestens präpariert, was Statistiken betrifft: "Wir freuen uns unglaublich auf unser 100. Europapokalspiel. Es kann der 50. Sieg werden."
Wenn Slomka die Zahlen aus der Vorrunde der Champions League zugrunde legt, stellt die Offensive ein viel größeres Problem dar als die Abwehr. Bei den Gegentoren liegt Schalke auf dem Level von Chelsea (2), Barcelona (3), Manchester United und Inter Mailand, die ebenfalls vier aufweisen. Diese Mannschaften haben aber weitaus häufiger getroffen als die Königsblauen, die sämtliche fünf Tore gegen die Norweger von Rosenborg Trondheim erzielten.
Gestern Morgen trainierten die Schalker Offensivkräfte Abschlüsse, dass die Fanggitter schepperten und die Tornetze zischten. Auffallend häufig lobte Slomka seinen Stürmer Kevin Kuranyi, der sich gegen Wolfsburg präsentiert hatte, als sei er noch gar nicht bereit für das große Spiel.
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