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Archiv-Artikel

DER MÄNNLICHE BLICK Schade!

Das ist die blödeste Entscheidung der ARD seit Einführung der sogenannten Volksmusik: Günter Netzer einzusparen, ihn aufs Altenteil zu schieben. Er ist, unabhängig von Seitenscheitel und mimisch offenbar immer noch 24 Jahre frisch, der Leuchtturm im Entertainment überhaupt, er ist kompetent fußballerisch und menschlich von derartig unkorrumpierbarer, der Ranschmeiße ans Gemüt von Fußballmodernisten freisinniger Fan des Geschehens auf dem Rasen, nein, Netzer wusste immer, worauf es beim Spiel ankam.

Nämlich Koordination aller Könnerschaften – und das Genialische von Einzelnen plus Hunger nach Erfolg der Mannschaft überhaupt. Das ist natürlich nicht aus der Mode gekommen, aber so ein Mann wirkt auf Büroschwengel – der in fußballerischer Hinsicht ein Mehmet Scholl natürlich immer war und ist – und Didaktikbuchpuristen immer provokant. Netzer war das Beste, was dem Fernsehen, ja der ARD passieren konnte. Man geißele den Kotau vor dem Zeitgeist, den geistreichsten Interpreten des wahren Fußballs zu pensionieren. Was jetzt kommt, ist Expertismus. Ihre Interpreten heißen: Kahn, Klopp und Scholl. Eine Reihung des einschläfernden Sachverstands. Wie traurig, das! JAN FEDDERSEN