■ Kommentar: Sauber, nicht rein
Mit Etiketten ist das so eine Sache. Nicht immer ist drin, was draufsteht. Und manchmal läßt sich nicht so recht klären, was drin ist. Zum Beispiel bei dem Etikett „TransFair-Kaffee“.
Da gibt es in Köln einen zweifellos ehrenwerten Verein mit einem zweifellos ehrenwerten Anliegen. Und einem Werbeetat von mehr als 100.000 Mark, der eine erfolgreiche Medienkampagne ermöglicht. „Fair gehandelter Kaffee“ soll den Produzenten in der sogenannten Dritten Welt mehr als bloßes Überleben und uns hiesigen Kaffeetrinkern ein gutes Gewissen ermöglichen.
Die großen Kaffeeröster und so manche Supermarktkette sind auf die Kampagne eingestiegen, Image ist alles, Ursache und Wirkung bleiben außen vor. Auf etwa ein Prozent ihrer Produkte kleben Eduscho und Co. das „TransFair“-Label, das Etikett „Blutkaffee“ auf den restlichen 99 Prozent sucht mensch – natürlich? – vergebens.
Seit Jahren engagierte Drittwelt-Projekte der reinen Lehre wie „el rojito“ oder „GEPA“ gucken in die Röhre und, wenn auch vielleicht ein wenig neidisch, dem Rummel zu. Sie erhalten eine Lektion in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. „TransFair“, ideologisch nur sauber, aber nicht rein, floriert unterdessen. Und wir geben uns damit zufrieden. Sven-Michael Veit
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